Gottes liebenden Blick weiter geben

Bischof Norbert Trelle sprach beim Diözesanrat über die Würde des Menschen

Hildesheim (bph) Gebet, religiöse Erziehung und die Sorge um die Armen – in den Augen des Hildesheimer Bischofs Norbert Trelle drei wichtige Elemente, um das Bewusstsein für die Würde des Menschen zu stärken. Zugleich seien sie ein wichtiges Bollwerk gegen menschenverachtende Ideologien und die „Ideologie der Selbstsucht und des ungehemmten Konsumismus“, sagte Trelle am Samstag beim sechsten Neujahrsempfang des Diözesanrat der Katholiken im Bistum Hildesheim.

„Was verleiht dem Menschen Würde?“ so der Titel des Vortrages von Bischof Norbert Trelle, der zum ersten Mal beim Neujahrsempfang des Diözesanrat dabei war und daher von Diözesanratsvorsitzender Margareta Meyer gleich als Festredner verpflichtet worden war. „Wer verleiht dem Menschen Würde“ deutete Trelle die Frage um und gab auch gleich die Antwort: „Jeder Mensch steht im Blick des unbedingt liebenden Gottes“. Dieses „Angeblicktwerden in Liebe“ ist nach Trelle sowohl Urgrund der Menschenwürde als auch Verpflichtung, andere Menschen mit einem vorurteilslosen, „ernst und wichtig nehmenden Blick“ anzusehen.

Wo dieser Blick fehle, sei Platz für „gottlose und deshalb menschenverachtende Ideologien“ wie den Faschismus und den Kommunismus. Aber auch Selbstsucht und Konsumismus machen dem Oberhaupt des Bistums Hildesheim große Sorgen. Der starre Blick auf das eigene Wohlergehen können das Bewusstsein für das Angeblicktsein durch Gott ersetzen und die Würde des Menschen in Gefahr bringen.

Natürlich, so nahm Trelle ein Gegenargument vorweg, gibt es auch Versuche, die Menschenwürde rein philosophisch ohne Gottesbezug zu begründen. „Diese Versuche sind ehrenwert und ernst zu nehmen“, stellte der Bischof klar. Zugleich zeigte sich Trelle aber davon überzeugt, „dass es im Glauben an Gott leichter fällt, ein Bewusstsein für die Würde des Menschen zu entwickeln.“

Darum unterstützt Trelle nachdrücklich die religiöse Erziehung, um Kindern und Jugendlichen nicht nur Wissen sondern auch das Bewusstsein von der Menschenwürde zu vermitteln. Für den einzelnen Menschen könne das Gebet eine wichtige Hilfe sein, um sich die Gegenwart Gottes bewusst zu machen, führte Norbert Trelle weiter aus. Und schließlich gelte es, den Blick auf die Armen zu richten, nach Möglichkeiten der Veränderung und Hilfe zu suchen. Dies sei nicht nur Aufgabe der Priester und Diakone, sondern eines jeden Christen, so Trelle abschließend.

Der Neujahrsempfang des Diözesanrat der Katholiken war in diesem Jahr stark besucht. Mehr als 150 Gäste, darunter viele neu gewählte Pfarrgemeinderäte und Kirchenvorstände aus dem ganzen Bistum, hatten den Weg nach Hildesheim gefunden. Sie hörten neben dem Vortrag des Bischofs und den Grußworten von Margareta Meyer auch eine beschwingte Darbietung der „Swing- und Jazzband“ des Bischöflichen Gymnasiums Josephinum unter der Leitung von Sebastian Renzewitz. Zugleich war dies eine der letzten Veranstaltungen des Diözesanrat in alter Zusammensetzung. Nach der Neuwahl der Kirchengremien im November 2006 wird sich auch der Diözesanrat in seiner Frühjahrsvollversammlung neu konstituieren.

Die Bischofsrede im Volltext