Guntbald-Evangeliar ist "Kunstwerk des Monats"

Prächtige Buchmalereien im Dom-Museum Hildesheim zu sehen

Hildesheim (bph) "Kunstwerk des Monats" März im Hildesheimer Dom-Museum ist das so genannte "Guntbald-Evangeliar". Zu sehen ist für den Besucher eine farbenprächtige Darstellung Gottes als Herrscher (Majestas Domini) und der reich verzierte Beginn des Matthäusevangeliums (Liber Generationes).

Das Guntbald-Evangeliar gehört mit seiner prachtvollen Ausstattung zu den besonders kostbaren ottonischen Handschriften des Hildesheimer Domschatzes. Es ist eines jener Werke, die Bischof Bernward der Michaeliskirche geschenkt hat. Mit eigener Hand hat Bernward eine Notiz über die Stiftung des Manuskripts an das Hildesheimer Michaeliskloster in die Handschrift eingefügt, in der er auch auf den Prunkeinband verweist, der leider verloren ist. Durch diese Schenkung an das Kloster St. Michael wollte Bernward seine "Memoria", sein Nachleben am Ort seines Grabes bewahren. Bis 1803 wurde der Codex in St. Michael aufbewahrt und gelangte 1825 durch einen ehemaligen Konventualen des Klosters in den Domschatz.

Die Bezeichnung "Guntbald-Evangeliar" bezieht sich auf den Diakon Guntbald, der sich auf fol. 269v als Schreiber nennt.

Die Handschrift enthält die Texte der vier Evangelien mit den Vorreden der Kirchenväter Hieronymus und Eusebius von Caesarea, wie sie in mittelalterlichen Manuskripten üblich waren. Das Werk umfasst auch eine Reihe so genannter Kanontafeln, die eine verkürzte Zusammenschau der Evangelien bieten.

Als Buchschmuck dienen mit Gold- und Silbertinte ausgeführte Initialen und Zierseiten auf Purpurgrund sowie ganzseitige Evangelistenbilder und eine prächtige Darstellung der Majestas Domini. Sie geht auf das weltberühmte Lorscher Evangeliar aus der Hofschule Karls des Großen (9. Jahrhundert) zurück. Jene ganz in Goldtinte geschriebene Prunkhandschrift war als Schenkung des karolingischen Herrscherhauses in das mittelrheinische Kloster Lorsch gelangt und wurde in vielen bedeutenden Kunstzentren ottonischer Zeit als Vorbild verwendet – auf der Reichenau ebenso wie in Mainz und eben auch in Hildesheim. Auf welchem Wege das Lorscher Vorbild an die Innerste gelangte, ist im Detail noch ungeklärt. Dass Bernward eine so prominente Bildvorlage nutzte, belegt sein Streben, Kunstwerke mit höchstem künstlerischem und politischem Anspruch zu schaffen. Es beweist auch, wie vielfältig die Vorlagen waren, aus denen die Hildesheimer Künstler schöpften.

Das Guntbald-Evangeliar wird als "Kunstwerk des Monats" bis Ende März in der Ausstellung "Den Himmel im Blick" zu sehen sein.