Hinter Gittern

Bischof Norbert Trelle besuchte die Justizvollzugsanstalt Rosdorf

Hildesheim/Rosdorf (bph) Hinter Schloss und Riegel begab sich der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle am Mittwoch in Rosdorf bei Göttingen. Im Rahmen seiner Pastoralreise zu den Pfarrgemeinden des Dekanates Göttingen besuchte er dort die Justizvollzugsanstalt und machte sich unter anderem ein Bild von der Gefängnisseelsorge.

Es ist ungewöhnlich, aber erfreulich. Die Belegungszahlen in der JVA Rosdorf gehen zurück, erfuhr der überraschte Bischof von Anstaltsleiterin Regina-Christina Weichert-Pleuger. Von den 308 Plätzen dieser jüngsten Justizvollzugsanstalt Niedersachsens sind zurzeit etwa 240 Plätze belegt. Über die Gründe kann man nur spekulieren. Gesicherte Zahlen gibt es nicht. Vielleicht liegt es daran, dass die Zahl der Bewährungswiderrufe deutlich zurück gegangen ist, vermutet Günter Arndt, stellvertretender Anstaltsleiter, der wie sein Kollege Marco Ronzullo beim Gespräch mit dem Bischof dabei war. Offensichtlich haben sich die Bewährungshelfer selbst bewährt und bewahren viele Täter vor einem Rückfall.

Vielleicht ist aber einfach die Seelsorge in den Pfarrgemeinden so gut, dass immer weniger Menschen straffällig werden, scherzten der Bischof und seine Begleiter, Dechant Bernd Langer aus Göttingen und die beiden Gefängnisseelsorger Werner Hohmann und Markus Galonska. Sicher ist jedenfalls, dass die Gefängnisseelsorge in der JVA Rosdorf auf einem hohen Niveau arbeitet. Das bestätigte Weichert-Pleuger dem Bischof und bedankte sich für die ausgezeichnete Zusammenarbeit. Das sei leider nicht in allen Justizvollzugsanstalten so, bedauerte die Anstaltsleiterin. Gelegentlich herrsche von Seiten der Vollzugsbeamten tiefes Misstrauen gegenüber den Seelsorgern. Davon könne in Rosdorf keine Rede sein. Diesen Eindruck bestätigten sowohl Hohmann als auch Galonska. Nach ihren Angaben werden sie genauso wie die Kollegen der evangelischen Seelsorge häufig angesprochen – und zwar von Häftlingen aller Religionen und Konfessionen. Auch die Gottesdienste seien gut besucht. „Gerade die muslimischen Häftlinge haben ein starkes Bedürfnis nach Gebet“, hat Werner Hohmann beobachtet.

Der Bischof nutzte seinen Besuch auch für einen kleinen Rundgang und besichtigte den Gottesdienstraum der Vollzugsanstalt. Blickfang auf dem Altar ist dort ein Kreuz, das den Gekreuzigten vor dem Maschendrahtzaun des Gefängnisses zeigt. Dieses Kreuz sei nach der Zeichnung eines Häftlings angefertigt worden, berichteten die Seelsorger dem Bischof.

Bischof Norbert Trelle besucht zurzeit alle Pfarrgemeinden des Dekanates Göttingen. In diesem Dekanat leben rund 28.000 Katholiken in fünf Pfarrgemeinden. Im Rahmen dieser Pastoralreise trifft sich der Bischof auch mit Personen des öffentlichen Lebens und stattet staatlichen Einrichtungen einen Besuch ab. So traf sich der Bischof bereits mit den Bürgermeistern von Göttingen und Hannoversch Münden und war an der Universität, in Krankenhäusern, bei Polizei und Feuerwehr zu Gast.