In Menschen investieren

Thomas Oppermann (SPD) fordert beim St. Martins-Empfang Umbau des Bildungssystems

Germershausen (bph) Deutschland ist viel besser als sein Ruf. Aber das Land muss mehr für die Bildung tun, um seinen Wohlstand halten zu können. Zu diesem Fazit kam der Bundestagsabgeordnete Thomas Oppermann (SPD) am Freitagabend in seinem Vortrag beim St. Martins-Empfang der Katholischen Bildungsstätte St. Martin in Germershausen.

Die Zahlen sind beeindruckend: Deutschland ist Exportweltmeister, es hat eines der besten Gesundheitssysteme der Welt und das Bruttosozialprodukt ist höher als das von Indien und China zusammen. Dieser Wohlstand beruht auf überlegenem Wissen, erstklassig ausgebildeten Facharbeitern und risikobereiten Unternehmern, sagte der Bildungsexperte in seinem Vortrag „Bildungsreform in Deutschland. Von der frühkindlichen Bildung bis zur Eliteförderung.“ Oppermann, der fünf Jahre lang Minister für Wissenschaft und Kultur in Niedersachsen war, stellte klar: „Wir werden unseren Wohlstand nur behalten, wenn wir um so viel besser sind, wie wir teurer produzieren.“

Aber gerade auf dem Gebiet der Bildung holen andere Länder immer stärker auf, während Deutschland viele Probleme mit sich herum trägt. 17,1 Prozent der 25Jährigen haben keinen Berufs- oder Bildungsabschluss. Viel zu viel angesichts der demographischen Entwicklung: „Wir können uns nicht leisten, ein einziges Talent zu verlieren“, so Oppermann. Der Bundestagsabgeordnete bedauerte, dass Deutschland jahrelang zu viele unqualifizierte Einwanderer ins Land gelassen und andererseits in Deutschland ausgebildete Einwanderer abgeschoben habe.

Was ist zu tun? Unser Bildungssystem müsse umgekrempelt werden, forderte Oppermann in Germershausen. Da die späteren Bildungs- und Berufschancen in den ersten Lebensjahren gelegt würden, müssten Kindergärten und Kindertagesstätten stärker ausgebaut und die Erzieher besser qualifiziert werden. Der Weg hin zur Ganztagsschule ist nach Oppermanns Ansicht richtig, allerdings müssten die Nachmittage auch inhaltlich gefüllt werden.

Der Referent machte aber auch deutlich, dass den Eltern eine große Verantwortung zukommt: Sprachförderung beginnt in der Familie – ebenso wie die zunehmende Medienverwahrlosung. „Kinder, die nur vor dem Fernsehapparat und Computer sitzen werden dick, dumm und traurig“, formulierte Oppermann sehr drastisch.

Aber auch an den Universitäten muss sich nach Oppermanns Ansicht einiges ändern. Es gelte, Eliteuniversitäten zu formen und für mehr Wettbewerb zu sorgen. „Jeden Euro, den wir in unser soziales Kapital investieren, ist eine Investition in unsere Zukunft“, schloss Thomas Oppermann.