Katholiken an der Waterkant

Dr. Bernhard Wessels beleuchtete die Geschichte der „Katholischen Mission Bremerhaven“

Hildesheim (bph) Sie kamen wieder, die Katholiken im Norden Deutschlands. Und wie! In einer evangelisch geprägten Gegend gelang es engagierten Priestern in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die katholische Kirche in Bremerhaven zu etablieren und ihr Ansehen zu verschaffen. Den spannenden Weg der Katholiken von Außenseitern zu geachteten Mitbürgern beschrieb Dr. Bernhard Wessels kürzlich in der Hildesheimer Dombibliothek in seinem Vortrag „Die katholische Mission Bremerhaven. Geschichte der Katholischen Kirche an der Unterweser von 1850 bis 1911“.

Sie war nach der Reformation ganz in der Hand der Protestanten, die stolze Hansestadt Bremen. Katholische Gottesdienste durften nur im Hause des kaiserlichen Residenten abgehalten werden. Und als die Bremer ihre Hafenstadt Bremerhaven gründeten, waren Katholiken zwar willkommen, aber vor allem als Auswanderer, die gutes Geld in die Stadt brachten. Erst 1850 durfte ein Priester an der Unterweser katholischen Gottesdienst feiern. Die Zahl der sesshaften Katholiken im Bereich von Bremerhaven und Umgebung war so gering, dass sie zu keinem Bistum gehörten, sondern einem „Vikariat für die Nordischen Missionen“ zugeordnet wurden.

Als prosperierende Seestadt zog Bremerhaven in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts immer mehr Menschen an, darunter auch zunehmend Katholiken. Wie es ihnen gelang, in Bremerhaven nach und nach katholische Strukturen aufzubauen, das schilderte Dr. Bernhard Wessels nun in seinem engagierten Vortrag beim „Verein für Geschichte und Kunst im Bistum Hildesheim“. Diesem Referat lag seine gleichnamige Doktorarbeit zu Grunde, die der Geschichtslehrer 2007 als Buch veröffentlicht und für die er im April 2008 den renommierten „Heimatpreis der Wittheit zu Bremen“ bekommen hat.

Vor allem drei jungen Priestern ist der Aufstieg der Bremerhavener Katholiken zu verdanken: Friedrich Goltermann, Clemens Brotgertken und Ludwig Querl. Alle drei haben nach 1850 mit hohem persönlichen Einsatz Kirchen gebaut sowie Schulen und Gemeinden gegründet. Vor allem der junge Priester Friedrich Goltermann hat es Wessels angetan. „Dessen Schicksal hat mich tief berührt“, bekannte Wessels bei seinem Vortrag. Tatsächlich ist der Bau der Bremerhavener Marienkirche eng mit dem Namen des jungen Priesters verbunden. Wenige Wochen nach der Weihe der Kirche verstarb Goltermann am rheumatischen Fieber, „vermutlich verschlimmert durch eine zu starke körperliche und nervliche Erschöpfung aufgrund seines Einsatzes für den Kirchenbau“, wie Wessels nach eingehendem Aktenstudium vermutet.

Für seine umfangreiche Arbeit hat der pensionierte Lehrer zahlreiche Archive besucht und damit „hervorragende Quellenforschung“ betrieben, wie Bistumsarchivar Dr. Thomas Scharf-Wrede in seiner Einführung dankbar bemerkte. Das Buch „Die Katholische Mission Bremerhaven. Geschichte der Katholischen Kirche an der Unterweser von 1850 bis 1911“ ist im Jahre 2007 als 17. Band der „Veröffentlichungen des Stadtarchivs Bremerhaven“ erschienen.