Katholische Oberschulen möglich

Nuntius und Bischöfe unterzeichneten Änderung des Niedersachsenkonkordats

Hannover/Hildesheim/Osnabrück/Vechta (bph). Die Katholische Kirche in Niedersachsen kann ab dem kommenden Schuljahr ihre Konkordatsschulen in Oberschulen umwandeln. Eine entsprechende Änderung zum Niedersachsenkonkordat haben am Dienstag, 8. Mai, der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Dr. Jean-Claude Périsset und der niedersächsische Ministerpräsident David McAllister unterschrieben. Für das Bistum Hildesheim unterzeichnete Bischof Norbert Trelle die Vereinbarung.

Der Vertrag sieht vor, dass bestehende Konkordatsschulen ab 1. August 2012 in Oberschulen umgewandelt werden können, beginnend mit den Jahrgängen 5 und 6. Wie in den öffentlichen Schulen kann auch dort nach den geltenden Bedingungen ein Gymnasialzweig geführt werden. Ministerpräsident David McAllister hatte dies nach Angaben der Niedersächsischen Staatskanzlei am 8. März bei seinen Gesprächen im Vatikan angekündigt und betont, dass die Niedersächsische Landesregierung auch weiterhin an einer guten und zukunftsorientierten Zusammenarbeit zwischen Land und Kirche interessiert sei. Die notwendigen Verträge hat das Landeskabinett am 20. März 2012 beschlossen und dem Landtag zur Unterrichtung vorgelegt. Nach der heutigen Vertragsunterzeichnung werde das erforderliche Gesetzgebungsverfahren im Landtag eingeleitet, so die Staatskanzlei weiter.

Nuntius Périsset begrüßte die Änderungen zum Niedersachsenkonkordat. Sie zeigen nach seinen Worten, dass Konkordate nichts Abgeschlossenes sind, sondern immer wieder dem Leben angepasst werden müssen.

Konkordatsschulen sind Schulen in kirchlicher Trägerschaft, die aus öffentlichen Schulen hervorgegangen sind. In Niedersachsen bestehen an 13 Orten insgesamt 15 solcher Haupt- und Realschulen: Es handelt sich um die Eichendorff-Schule (Wolfsburg), Sankt-Ursula-Schule (Duderstadt), Bonifatius-Schule II (Göttingen), Ludwig-Windthorst-Schule (Hannover), Don Bosco- und Sankt-Augustinus-Schule (Hildesheim), Paulusschule (Oldenburg), Domschule und Thomas-Morus-Schule (Osnabrück), Franziskusschule (Wilhelmshaven), Marienschule (Cloppenburg), Michaelschule (Papenburg), Johannesschule (Meppen), Marienschule (Lingen) und Ludgerusschule (Vechta).

Auf dem Boden Niedersachsens liegen die Bistümer Hildesheim und Osnabrück sowie der niedersächsische Anteil des Bistums Münster, das Bischöfliche Offizialat in Vechta. Anwesend war bei der Unterzeichnung für die Bistümer nur der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle. Die Unterschriften seines Osnabrücker Amtsbruders Dr. Franz-Josef Bode und des Bischöflichen Offizials in Vechta, Weihbischof Heinrich Timmerevers, werden in den nächsten Tagen eingeholt.

Das Niedersachsenkonkordat wurde am 26. Februar 1965 von dem damaligen Ministerpräsidenten Georg Diederich und dem Apostolischen Nuntius Corrado Bafile im Gästehaus der niedersächsischen Landesregierung in Hannover unterzeichnet. Dieser staatskirchenrechtliche Vertrag regelte unter anderem das Engagement der katholischen Kirche im Schulwesen beziehungsweise der Erwachsenenbildung und garantierte ihren Einsatz im caritativen Bereich. Gegenstand des Konkordats war auch der Schutz von Sonn- und Feiertagen und die Mitwirkung der Kirche im Rundfunk. Grundlage der jetzt unterzeichneten Vereinbarung ist der Artikel 19 des Konkordats, nach dem bei wesentlichen Strukturveränderungen des Schulwesens Verhandlungen zwischen der Landesregierung und der katholischen Kirche über entsprechende Anpassungen geführt werden können.