"Kennst Du das Land, wo die Kanonen blühn?"

"Aschermittwoch der Künstler" beeindruckte mit Passionslyrik des 20. Jahrhunderts

Hildesheim (bph) Bert Brecht, Paul Celan, Erich Kästner und andere – die Großen der deutschen Lyrik des 20. Jahrhunderts waren am Mittwochabend im Rahmen des "Aschermittwoch der Künstler" in der Hildesheimer Dombibliothek zu Gast. Mit unaufdringlicher Eindringlichkeit stellte Konrad Domann einem beeindruckten Publikum ihre Passionslyrik des 20. Jahrhunderts vor.

"Kennst Du das Land, wo die Kanonen blühn?" Dieses Werk Erich Kästners gab dem Abend Namen und Rahmen. Bereits 1928 hatte der bekannte Schriftsteller mit nahezu prophetischer Klarheit die Wurzeln des Militarismus beschrieben, die fast zwangsläufig in einen Krieg münden mussten. Andere Stimmen gesellten sich hinzu. Jenes Werk etwa, das im Grauen der Grabenkämpfe des Ersten Weltkriegs entstand oder die bittersüßen Klagen eines ins Exil Geflohenen, dem die Autorin Rose Ausländer so zart Ausdruck verlieh. Dem Gedicht des buchstäblich verhungerten Schriftstellers Cesar Vallejo wiederum entstiegen fast unerträgliche Metaphern des Elends: Verzweiflung, die nahezu greifbar im Raume stand. Im Mittelpunkt des Abends schließlich die "Todesfuge" von Paul Celan mit dem bekannten Vers: "Der Tod ist ein Meister aus Deutschland".

Schauspieler Konrad Domann, der heute in Köln lebt, rezitierte. Er war der schwierigen Materie in seinem Vortrag jederzeit gewachsen. Bei aller Eindringlichkeit und stimmlicher Modulation widerstand er doch der Versuchung, seinem schauspielerischen Talent zu viel Raum zu geben. So fesselte er seine Zuhörer, ohne jemals ins Theatralische oder gar Peinliche zu verfallen. Walter Vitt, ein Journalist und Schriftsteller, stellte die Werke durch seine Erläuterungen in einen sinnvollen Bezug zueinander und zu den Bedingungen ihres Entstehens. Gemeinsam mit Bernhard Keller, der auf seiner Querflöte bittersüße Akzente setzte, gelang den Akteuren ein inhaltlich wie in der Ausführung stimmiger Abend. Die zahlreichen Besucher – wegen des schlechten Wetters war der Bibliothekssaal nicht ganz voll geworden – dankten es mit langem Applaus.

Diese Veranstaltung stand im Zusammenhang mit dem traditionellen "Aschermittwoch der Künstler" des Hildesheimer Bischofs Dr. Josef Homeyer. Teil dieses Projektes ist die Ausstellung von Skulpturen Franz Bernhards im Kreuzgang des Doms, die noch bis zum 4. April zu sehen ist. Öffnungszeiten: Montag bis Samstag 10 bis 16.30 Uhr, Sonntag 12 bis 17 Uhr.