Kirchenbücher sind nun online

Bistumsarchiv hat mehr als 1200 Bände digitalisiert

Kirchenbücher sind nicht nur einfache Listen von Taufen, Firmungen, Eheschließungen oder Todesfällen. Sie spiegeln ihre jeweilige Zeit wider und gewähren gesellschaftshistorische Einblicke. Im Bistum Hildesheim wurden jetzt 1216 Kirchenbücher, das älteste kommt aus Duderstadt und stammt aus dem Jahr  1613, online gestellt. Sie sind eine wahre Fundgrube für Ahnenforscher und Historiker.

Insgesamt 3850 Kirchenbücher hat das Bistumsarchiv Hildesheim in seinem Bestand. In jahrelanger Arbeit wurden sie Seite für Seite eingescannt und digital aufgearbeitet. „Unter Berücksichtigung der archivischen Schutzfristen von maximal 120 Jahren haben wir inzwischen 1216 der alten Kirchenbücher auf der Online-Plattform Matricula eingestellt“, sagt Bistumsarchivar Dr. Thomas Scharf-Wrede. Viel Handarbeit war damit verbunden. Aber der Aufwand hat sich gelohnt.

„Das Ergebnis sind rund 140.000 Images – in der Regel Doppelseiten –, die als hochwertige Aufnahmen digitalisiert vorliegen und für die Nutzung erschlossen sind“, freut sich Scharf-Wrede.

Dabei sind 90 Prozent der Aufnahmen wegen der besseren Lesbarkeit farbig. „Wir werden nach und nach weitere Kirchenbücher einpflegen sowie nach Ablauf der Schutzfristen weitere Jahrgänge freigeben.“ Die Handhabung des Online- Archivs ist einfach und selbsterklärend. „Wir haben uns ganz bewusst für eine benutzerfreundliche Plattform entschieden“, betont der Bistumsarchivar.

Die inhaltliche Kennzeichnung ist übersichtlich. Unkompliziert kann man in den Büchern nach Orten, Jahreszahlen, dem Ereignis wie Taufe oder Eheschließung suchen und dadurch schnell ganz konkrete Namen finden. „Und das zu Hause am eigenen PC, auch zu Zeiten, in denen das Bistumsarchiv geschlossen hat – nach Feierabend oder am Wochenende.“

Scharf-Wrede geht davon aus, dass  dadurch weniger Anfragen aus Übersee an das Bistumsarchiv gestellt werden. „In den USA oder gerade auch Australien wird man sich jetzt direkt in das System einloggen und nach Vorfahren suchen – kostenlos“, versichert er. Das sei nicht selbstverständlich, wenn man auf ähnliche Portale schaue.

„Wir sehen darin auch eine  pastorale Aufgabe. Bis 1875 sind die Aufzeichnungen in den Kirchenbüchern oft der einzige Nachweis, dass eine Person überhaupt existiert hat. Wir wollen diese Daten einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen, denn es handelt sich dabei um ein Allgemeingut“, erklärt Scharf-Wrede und fügt hinzu: „Es ist ein ungehobener Schatz, der nicht nur interessant ist für Ahnenforscher, sondern für Historiker im allgemeinen.“

Kirchenbücher geben Auskunft über gesellschaftliche Zusammenhänge, liefern demografische Daten, geben Auskunft über Migration – Zuwanderung, aber auch Wegzug oder Auswanderung. Todesursachen, Todesalter, welchen Beruf jemand ausgeübt hat und wie seine gesellschaftliche Stellung war.

„Interessant finde ich, dass man auch gut erkennen kann, wie über Dorfgrenzen hinweg geheiratet wurde – auch bei Orten, die angeblich nicht soviel voneinander wissen wollten“, weiß der Bistumsarchivar und muss schmunzeln.

In der vergangenen Woche hat Generalvikar Weihbischof Heinz-Günter Bongartz offiziell die Hildesheimer Kirchenbücher auf dem Online-Portal freigeschaltet. Bongartz zeigte sich beeindruckt von der Handhabung und den Möglichkeiten, die das Portal bietet. Er würdigte die Arbeit des Bistumsarchivs.

Nach dem Sinn dieses aufwendigen Projekts befragt, meinte er philosophisch: „Um nach vorne zu gehen, muss man auch mal zurückschauen. Das ist in der Kirche nicht anders als beim Autofahren. Da muss man auch ab und zu mal den Rückspiegel schauen.“

Der Weg zu den Kirchenbüchern im Internet.