Kunstwerke und Kriegsbeute

Dom-Museum Hildesheim zeigt karolingische Silberschätze, die nach Skandinavien gelangten

Hildesheim (bph) Ein reicher Silberschatz macht Station in Hildesheim. Unter dem Titel „Die Macht des Silbers: Karolingische Schätze im Norden“ zeigt das Dom-Museum Hildesheim vom 31. Juli bis 11. Dezember, was kunstfertige Silberschmiede im Mittelalter erschufen und kriegerische Männer nach Skandinavien verschleppten.

So wichtig wie den Industrienationen heute das Öl, war den Menschen des Mittelalters das Silber: als Grundlage politischer wie auch wirtschaftlicher Macht. Dieses Metall war weit mehr als nur Währung. Es diente den Mächtigen als Schmuck und Zeichen ihrer Würde. Und es wurde schon früh für die liturgischen Geräte des Gottesdienstes genutzt.

Die karolingischen Herrscher unternahmen alle Anstrengungen, um an Silber zu kommen. Sie gewannen das begehrte Erz in Bergwerken wie zum Beispiel in Melle im Poitou und gingen auf Kriegszüge, um in den Besitz des Edelmetalls zu gelangen. Karl der Große konnte durch die Awarenkriege einen der größten Silberschätze der Geschichte erbeuten. Das Silber lockte aber auch ungebetene Besucher in das Karolingerreich. In verschiedenen Raubzügen brachten die Wikinger einen Teil des karolingischen Silberschatzes in ihre Gewalt und verschleppten ihn nach Norden, in das heute Dänemark und Norwegen. Doch die Wikinger kamen nicht nur als Räuber, sondern auch als Händler. So gelangte Silber zwar als Beute, aber oft auch als Handelsware oder kostbares Geschenk für getaufte Wikingerfürsten nach Norden. Die Geschichte des Silbers spiegelt damit auch die politische, wirtschaftliche und religiös-kulturelle Angliederung Skandinaviens an das christliche Europa wider.

In der Ausstellung „Die Macht des Silbers: Karolingische Schätze im Norden“ wird die wechselvolle Geschichte des wertvollen Edelmetalls nun wieder lebendig: Sie zeigt herausragende karolingische Silberarbeiten, liturgische Gefäße, Herrschaftsinsignien sowie Reit- und Waffenzubehör des Adels. Erstmals werden in dieser Ausstellung auch Teile des Schatzes von Duesminde gezeigt, der im Jahre 2002 in Duesminde auf der Insel Lolland gefunden wurde. Er enthält knapp 50 Beschlagteile von hochkarätigen Waffen- und Reitausstattungen des karolingischen Adels sowie einige skandinavische Imitationsformen – mehr als das, was in den 150 Jahren zuvor in Skandinavien an Vergleichbarem gefunden wurde.

Einen Höhepunkt der Ausstellung bildet das Gründungsreliquiar des Bistums Hildesheim, das als zeichenhafte Insignie für die über tausendjährige Geschichte der Diözese jedem neuen Bischof bei seinem Amtsantritt feierlich überreicht wird. Diese so genannte Lipsanothek stammt aus dem Erbe Karls des Großen und gelangte über seinen Sohn Ludwig den Frommen nach Hildesheim.

Ein weiteres Schmuckstück der Ausstellung ist der „Schlüssel des Heiligen Servatius“. Es kennzeichnet die europäische Dimension der Ausstellung, dass die Stiftung St. Servatius im niederländischen Maastricht sich ausnahmsweise bereitgefunden hat, diesen Schlüssel – eine der größten Kostbarkeiten karolingischer Schatzkunst und zugleich ein hochverehrtes Heiligtum – nach Hildesheim auszuleihen. Ebenso wie das Hildesheimer Reliquiar stammt der Servatius-Schlüssel aus dem unmittelbaren Umfeld des karolingischen Kaiserhofes. Als Symbol der Amtsgewalt über eines der großen Reichsklöster ist er eine der wenigen und zugleich die kostbarste Insignie, die sich aus der Karolingerzeit erhalten haben. Lipsanothek und Servatius-Schlüssel sind nicht nur Zeugnisse frühmittelalterlicher Silberschmiedekunst. Sie veranschaulichen darüber hinaus die Aktualität von Geschichte, denn sie stehen beispielhaft für die politischen und geistigen Wurzeln unserer europäischen Gegenwart.

Ein Beispiel für die fruchtbare Zusammenarbeit bei der Erschließung der gemeinsamen europäischen Geschichte ist die Kooperation zwischen dem Dom-Museum Hildesheim, dem Dänischen Nationalmuseum Kopenhagen und dem Archäologischen Museum in Frankfurt. 25 Museen und kirchliche Sammlungen aus sieben Ländern haben diese Ausstellung mit großartigen Leihgaben unterstützt.

Ein attraktives Rahmenprogramm aus Vorträgen und praktischen Demonstrationen mittelalterlicher Schmiedetechniken begleitet die Ausstellung.

Information:
„Die Macht des Silbers: Karolingische Schätze im Norden“
Dom-Museum Hildesheim; Eingang: im Dom an der Bernwardsäule
31. Juli bis 11. Dezember 2005

Achtung: Geänderte Öffnungszeiten!:
Dienstag bis Samstag: 10 bis 13 Uhr und 13.30 bis 17 Uhr;
Mittwoch 10 bis 20 Uhr, ab 16 Uhr Eingang Kapitelhaus
Sonn- und Feiertage: 12 bis 17 Uhr
Montags geschlossen

Eintritt:
Erwachsene: 4,00 Euro
Schüler, Studenten, Ermäßigungsberechtigte: 2,00 Euro
Schulklassen und Schülergruppen aus Stadt und Landkreis Hildesheim sowie Kommunionkinder- und Messdienergruppen haben freien Eintritt;
Führungen nach Voranmeldung
Öffentliche Führungen: Sonntag 15 Uhr, 1. und 3. Mittwoch im Monat 18 Uhr
Katalog: 18 Euro

Dom-Museum Hildesheim, Domhof 4, 31134 Hildesheim
Tel (05121) 17916-40, Fax 17916-44
E-Mail: dommuseum(ät)bistum-hildesheim.de
Internet: www.dommuseum-hildesheim.de