Neue Welt trifft alte Kunst

Schätze aus dem Hildesheimer Dom-Museum sind ab 11. November in Chicago zu sehen

Hildesheim/Chicago (bph) Als Bischof Bernward seine Kunstschätze sammelte, wusste er noch nichts von Amerika. Bald nun werden einige Werke seiner Zeit in der drittgrößten Stadt der Vereinigten Staaten zu sehen sein: Am 11. November eröffnen im Art Institute of Chicago die neu eingerichteten „Mary and Michael Jaharis Galleries of Greek, Roman and Byzantine Art“ mit bedeutenden Leihgaben aus Hildesheim.

Das bekannteste Stück der insgesamt vier Hildesheimer Werke ist das so genannte Kleine Bernwardevangeliar. Es ist vermutlich im letzten Drittel des neunten Jahrhunderts in Nordfrankreich entstanden und enthält die vier Evangelien samt einiger Vorreden dazu. Um die Wende zum 11. Jahrhundert haben Mönche die Anfänge der Evangelien durch Evangelistenbilder ergänzt. Das kostbare Werk gelangte in den Besitz des Hildesheimer Bischofs Bernward (950-1022), der es dem Benediktinerkloster St. Michael stiftete, das er gegründet hatte.

Im Zuge der Domsanierung wird auch das Hildesheimer Dom-Museum neu gebaut. Seit einiger Zeit ist das Kleine Bernwardevangeliar daher am „Art Institute of Chicago“, wo es wissenschaftlich untersucht wird. Erst vor wenigen Monaten haben Forscher dort herausgefunden, dass die tiefen Blautöne in den Malereien des Buches vermutlich aus Färberwaid stammen, die im Mittelalter häufig in Deutschland angebaut wurde.

In wenigen Tagen ist das Evangeliar nun mit drei weiteren Exponaten zum ersten Mal überhaupt in der Stadt am Michigansee zu bestaunen. Das Museum sei „äußerst dankbar“ für diese Leihgaben, heißt es auf deren Homepage im Internet. Sie böten dem Betrachter die seltene Gelegenheit, die handwerkliche Meisterschaft mittelalterlicher Künstler Europas zu studieren.