Osterbotschaft des Hildesheimer Bischofs Dr. Heiner Wilmer SCJ

Bischof Dr. Heiner Wilmer feiert sein erstes Osterfest als Bischof. In einer Botschaft fordert die Menschen auf, gestärkt, aufgerichtet und befreit in die Zukunft zu gehen. Denn: "Tod und Trauer haben ein Ende. Es gibt einen Morgen."

Die Botschaft des Bischofs im Wortlaut: 

"Ich feiere in diesem Jahr zum ersten Mal Ostern in meiner neuen Heimat: in Hildesheim, im Dom. Zudem ist es mein erstes Osterfest, das ich als Bischof feiern darf. Mich bewegt das sehr, denn Ostern ist die grundlegendste und bahnbrechendste Erfahrung überhaupt für uns als Christen.

Ohne Ostern gäbe es uns Christen gar nicht. Ohne den Glauben an die Auferstehung wäre unser Glaube sinnlos. Der Tod hat nicht das letzte Wort – das zeigt uns die Auferstehung von Jesus Christus. Aus diesem Grund können auch wir darauf vertrauen, dass unser Tod nicht das Ende ist. Prägend dafür ist dieser Satz aus dem Johannesevangelium: Wer glaubt, hat das ewige Leben.

Das Vertrauen in das Leben nach dem Tod ist uns in unserer Gesellschaft oft fern. Es übersteigt schlicht unsere Vorstellungskraft. Auch den Frauen und Männern im Evangelium ging es nicht anders, sie haben den auferstandenen Christus zuerst nicht erkannt. Sie haben daran gezweifelt, dass Christus den Tod überwunden hat. Sogar Jesus selbst war kurz vor seinem Tod ein Zweifelnder, als er am Kreuz rief: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?

Mehr als 2000 Jahre später ist diese Frage immer noch aktuell. Sie drängt sich auf angesichts von Krieg, Verzweiflung und Elend an vielen Orten der Erde. Sie nagt an unserer Seele, wenn ein geliebter Mensch schwer leidet oder wir seinen Verlust betrauern. Manche Menschen möchten dann vom Glauben an die Auferstehung nichts wissen. Das möchte ich nicht kleinreden.

Wer glaubt, soll auch mit seinem Glauben ringen dürfen. Wer glaubt, darf auch zweifeln. Ohne Zweifel gäbe es nur Ja oder Nein. Das wäre totalitär. Das wäre keine Welt, in der ich leben möchte. Unser Leben besteht aus Graustufen und Zwischentönen, aus Meinungsverschiedenheiten und Ungewissheiten, die wir aushalten müssen, auch wenn es gerade keine passende Antwort gibt.

Was uns Halt geben kann, sind das Gebet, die Gemeinschaft der Gläubigen im Gottesdienst und vor allem das Geschenk, das Jesus Christus uns hinterlässt. Dieses Geschenk bedeutet: Tod und Trauer haben ein Ende. Es gibt einen Morgen. Geht daher gestärkt, aufgerichtet und befreit in die Zukunft. Habt dabei eure Mitmenschen im Blick, geht mit ihnen Schulter an Schulter, helft ihnen und steht auf gegen alles, was uns bedrängt und klein macht.

In all dem steckt die Kraft der Auferstehung, über die wir uns an Ostern unendlich freuen dürfen."

Dr. Heiner Wilmer SCJ, Bischof von Hildesheim