Rund 60 Vollzeitstellen fallen weg

Diözesanadministrator Hans-Georg Koitz beschließt Kürzungen für das Bistum Hildesheim

Hildesheim (bph) Weihbischof Hans-Georg Koitz, Diözesanadministrator im Bistum Hildesheim, hat am Dienstag konkrete finanzielle Kürzungen für das Bistum Hildesheim beschlossen. Unter anderem werden in den kommenden beiden Jahren etwa 60 Vollzeitstellen wegfallen. Damit will das Bistum in den Jahren 2005 und 2006 rund 5,1 Mio. Euro einsparen.

Koitz, der nach der Emeritierung von Bischof Dr. Josef Homeyer zur Zeit das Bistum als Diözesanadministrator leitet, hat diese Entscheidungen nach intensiven Beratungen mit der Hauptabteilungsleiterkonferenz, dem Collegium Consultorum und dem Vermögensverwaltungsrat getroffen.

Gekürzt werden die Zuschüsse und Stellen im Rahmen des Strukturpapiers "Eckpunkte 2020", das im Dezember 2003 vom damaligen Bischof Dr. Josef Homeyer verabschiedet wurde. Wegfallen sollen rund 20 Vollzeitstellen im Bischöflichen Generalvikariat und vier Stellen bei der Jugendpastoral. Weitere vier Vollzeitstellen werden bei den Pastoralreferenten und zehn Stellen bei den Gemeindereferenten gekürzt. Betroffen sind darüber hinaus die Dekanatsrendanturen (minus 3,25 Stellen), die Arbeitsstelle für pastorale Fortbildung und Beratung (minus 2,25 Stellen) und in geringerem Umfang andere Bereiche des Bistums.

Die Zuweisung von Geldern an die Pfarrgemeinden wird neu geregelt und dabei die Sachkosten stark gekürzt. Stellen werden in den Gemeinden vorerst nicht wegfallen. Hier soll die natürliche Fluktuation genutzt werden, um langfristig Stellen abzubauen.

Geschlossen werden zum Jahresende die Familienbildungsstätten in Hildesheim und Duderstadt. Davon sind 4,75 Vollzeitstellen (Hildesheim) beziehungsweise 3,5 Stellen (Duderstadt) betroffen. "Ich weiß, dass dadurch eine traditionsreiche Arbeit mit Familien in Duderstadt und Hildesheim beendet wird", schreibt Weihbischof Koitz in einem Brief an die betroffenen Institutionen, "angesichts der Notwendigkeit, die Aufwendungen in diesem Bereich um die Hälfte zu reduzieren, sehe ich aber keine andere Möglichkeit, als zwei der vier Familienbildungsstätten aufzugeben." Die beiden Familienbildungsstätten in Hannover und Salzgitter bleiben bestehen.

Reduziert werden die Zuschüsse an den Diözesancaritasverband. Dies wird vermutlich zu Stellenstreichungen führen. Außerdem wird der Caritasverband Gruppen und Einrichtungen bei den Kindertagesstätten schließen. Koitz betont in seinem Brief, dass sich das Bistum nicht aus dem Feld der Kinderbetreuung zurückziehen wird. "Als Kirche haben wir eine hohe Verpflichtung, den sich ergebenden gesellschaftlichen Wandel etwa im Blick auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei jungen Frauen massiv und qualifiziert zu unterstützen", heißt es im Brief des Weihbischofs. Tatsächlich wird das Bistum nicht nur an einigen Orten das Angebot an Plätzen in Kindertagesstätten reduzieren, sondern andernorts neu schaffen beziehungsweise inhaltlich ausbauen.

Deutlich reduziert werden die Zuschüsse auch an die Öffentlichkeitsarbeit, Ausländerseelsorge, Verbände, Katholische Schulen des Bistums und andere Einrichtungen.

Das Streichen von Stellen bedeutet nicht automatisch Kündigungen. Tatsächlich will das Bistum möglichst viele der betroffenen Arbeitsverträge einvernehmlich auflösen. So soll älteren Mitarbeitern ein früherer Übergang in die Rente ermöglicht, das Instrument einer erweiterten Altersteilzeit offensiv angeboten und unterschiedliche Möglichkeiten der Reduzierung von Arbeitszeit publiziert werden. Das Bistum wird zudem den Wechsel zu neuen Arbeitgebern finanziell begleiten und Mitarbeitern den Übergang in Transfergesellschaften anbieten.

Die aktuellen Beschlüsse beruhen auf der "mittelfristigen Finanzplanung", die der Diözesanadministrator am 12. Januar 2005 beschlossen hatte, um ein strukturelles Haushaltsdefizit von 9,2 Mio. Euro auszugleichen. Entspannt hatte sich diese Situation jedoch durch einen Beschluss der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite in der Bistums-KODA (Kommission zur Ordnung des Diözesanen Arbeitsvertragsrechts) vom 4. Februar 2005. Demnach sollen die Gehälter in den Jahren 2005 bis 2007 um durchschnittlich fünf Prozent gekürzt werden. Dies entlastet den Bistumshaushalt jährlich um 2,4 Mio. Euro. Dadurch verringert sich das Einsparvolumen für 2005 von 9,2 Mio. auf 6,8 Mio. Euro. Von diesen 6,8 Mio. Euro sollen 5,1 Mio. Euro in den Jahren 2005 und 2006 eingespart werden, der Rest 2008.

Finanzieller Hintergrund für diese mittelfristige Finanzplanung ist die Entwicklung der Kirchensteuern. Die Brutto-Kirchensteuer betrug im Jahre 2003 110,7 Mio Euro (ohne Ausgleichszahlungen an andere Bistümer). In 2004 waren es 105,4 Mio. Euro. Aufgrund des dritten Teils der Steuerreform, die zum Januar 2005 wirksam wurde, werden die Kirchensteuereinnahmen erneut sinken. Das Bistum rechnet für 2005 mit einem Kirchensteueraufkommen in Höhe von etwa 98,4 Mio. Euro. Hinzu kommen die Erstattungsverpflichtungen gegenüber anderen Diözesen. Im Jahre 2003 mussten dafür etwa 15 Mio. Euro bezahlt werden, für das Jahr 2005 erwartet das Bistum eine Zahlungsverpflichtung in Höhe von 7,8 Mio. Euro.

Aufgrund vor allem der Entwicklung der Kirchensteuer sind die Haushalte des Bistums defizitär. Die Fehlbeträge werden aus der Rücklage finanziert. Das Haushaltsdefizit betrug im Jahre 2003 2,1 Mio. Euro, in den Jahren 2004 und 2005 wird beziehungsweise würde es ohne weitere gegensteuernde Maßnahmen an die 8,5 Mio. Euro beziehungsweise 9,2 Mio. Euro betragen. Die Rücklage, die Ende 2003 noch 25 Mio. Euro betrug, liegt Ende des Jahres 2004 voraussichtlich (vorbehaltlich des Jahresabschlusses) bei 10,6 Mio. Euro und würde Ende 2005 noch etwa 3 Mio. Euro betragen, also fast vollständig aufgebraucht sein.

Das Bistum Hildesheim hat zur Zeit rund 1.100 Angestellte. Hinzu kommen etwa 470 Welt- und Ordenspriester und rund 760 Lehrkräfte an Konkordats- und Stiftungsschulen sowie Katechetische Lehrkräfte.

Hintergrund zu den aktuellen Beschlüssen finden Sie auf der Homepage des Bistums:

Brief von Diözesanadministrator Hans-Georg Koitz: "Mittelfristige Finanzplanung für das Bistum Hildesheim (2005 bis 2012): Personalkostenreduzierungen durch Auflösung von Arbeitsverhältnissen" vom 9. März 2005
http://www.bistum-hildesheim.de/bho/dcms/sites/hildesheim/nachrichten_dokumente/material_dokumente/050309_finanzplanung2012.pdf

Rasche Umsetzung der Vorgaben von Eckpunkte 2020: Zahlen und Anmerkungen (Stand: 8. März 2005)
http://www.bistum-hildesheim.de/bho/dcms/sites/hildesheim/nachrichten_dokumente/material_dokumente/050308_eckpunkte2020.pdf

Mittelfristige Finanzplanung für das Bistum Hildesheim (2005 bis 2012): Antworten auf häufig gestellte Fragen (Stand: 9. März 2005)
http://www.bistum-hildesheim.de/bho/dcms/sites/hildesheim/nachrichten_dokumente/material_dokumente/050309_finanzplanung_faq.pdf

Oder alle:

www.bistum-hildesheim.de, Menü "Nachrichten/Dokumente",
Untermenü "Material/Dokumente", Stichwort: "Eckpunkte 2020"