Schreiben statt schießen

Die ehemalige Kindersoldatin China Keitetsi liest aus ihrem Buch

Hildesheim (bph) Die ehemalige Kindersoldatin China Keitetsi kommt auf Einladung des katholischen Hilfswerks missio ins Bistum Hildesheim: Am 21. und 22. Mai liest sie in Salzgitter und Göttingen unter anderem aus ihrem neuen Buch „Tränen zwischen Himmel und Erde“, in dem sie den langen Prozess von der traumatisierten Kindersoldaten hin zur selbstbewussten Frau und Mutter beschreibt.

Am Mittwoch, 21. Mai, ist Keitetsi um 11 und 16 Uhr in der Katholischen Familien-Bildungsstätte Salzgitter, Saldersche Straße 3, Salzgitter-Lebenstedt, zu Gast. Im Göttinger Weltladen, Nikolaistraße 10, kann man die ehemalige Kindersoldatin am Donnerstag, 22. Mai, um 20 Uhr erleben.

China Keitetsi wird 1976 in Uganda geboren. Im Alter von acht Jahren flieht sie vor den Gewalttätigkeiten ihres jähzornigen Vaters und gerät in ein Rekrutierungslager der ugandischen Widerstandsarmee NRA (National Resistance Army), die von Yowere Museveni, dem heutigen Staatspräsidenten, angeführt wird. Dort gibt man ihr einen neuen Namen: „China“ nennt ihr Ausbilder sie, weil sie „ Schlitzaugen“ hat. Und sie bekommt ein Gewehr. Immer tiefer gerät das junge Mädchen in eine Spirale der Gewalt. Sie tötet, wird verletzt, wird missbraucht. Schon mit 14 Jahren bekommt sie ihr erstes Kind.

Nach dem Sieg Musevenis 1986 wird China Keitetsi zunächst Leibwächterin eines hohen Funktionärs, später wechselt sie zur Militärpolizei. Dort gerät sie aufgrund falscher Anschuldigungen in Bedrängnis und flieht - nun 19-jährig - aus Uganda. Sie gelangt nach Südafrika, wo sie jedoch vom ugandischen Geheimdienst aufgespürt und schwer misshandelt wird. Durch engagierte Menschen in Südafrika und mit Hilfe der Vereinten Nationen kommt sie 1999 nach Dänemark. Heute lebt sie dort, in Deutschland oder im Land ihrer Eltern, Ruanda.

Um das Erlebte zu verarbeiten, schrieb China Keitetsi ihre Geschichte nieder, und aus ihrer Geschichte wurde ein Buch. Der Bestseller „Sie nahmen mir die Mutter und gaben mir ein Gewehr“ ist ein einzigartiges Zeugnis und ein eindringlicher Appell, den Einsatz von Kindersoldaten international zu ächten. Mindestens 250.000 Kinder sind zurzeit weltweit an Kampfhandlungen beteiligt, allein in Afrika 120.000. China Keitetsi ist die erste Kindersoldatin, die ihre Lebensgeschichte veröffentlicht hat. Mit ihrem Mut, das Schweigen zu brechen, macht sich China zur Anwältin aller auf diese Weise traumatisierten und entrechteten Kinder.

Die Hilfe, die China Keitetsi selbst erfahren hat, ist heute zu ihrer eigenen Lebensaufgabe geworden. China Keitetsi hält Vorträge in ganz Europa und in den USA über die Problematik der Kindersoldaten. Sie sprach vor den Vereinten Nationen, der Unesco und mit Bundespräsident Horst Köhler. Seit 2005 ist China Keitetsi Botschafterin der ökumenischen Kampagne „Aktion Volltreffer“ und baut zurzeit mit finanzieller Unterstützung von missio ein Waisenhaus für ehemalige Kindersoldaten und Straßenkinder in Ruanda.

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