Überwältigende Gastfreundschaft

Weihbischof Dr. Nikolaus Schwerdtfeger besuchte muslimische und jüdische Gemeinden

Hildesheim (bph) Auf eine „überwältigende Gastfreundschaft“ ist der Hildesheimer Weihbischof Dr. Nikolaus Schwerdtfeger am Mittwochnachmittag, 4. Juli, bei seinen Besuchen in der muslimischen Moscheegemeinde „Selimiye Merkez Camii“ und der Jüdischen Kultusgemeinde in Hildesheim gestoßen. Dabei traf er auch Mitglieder des Hildesheimer Arbeitskreises „Abrahams Runder Tisch“, der sich der Zusammenarbeit von Juden, Christen und Muslimen verschrieben hat. Der Weihbischof besuchte die Gemeinden im Rahmen seiner Visitationsreise im Dekanat Hildesheim.

Emin Tuncay, Pressesprecher der Moscheegemeinde, führte den Weihbischof und die Mitglieder von Abrahams Runder Tisch durch die kleine Moschee, die sich zurzeit noch in einem Hinterhof findet. „Wir hätten gerne eine Moschee in zentralerer Lage“, erzählte Tuncay. Dann könnten auch ältere Muslime den Weg dorthin finden. Es sei jedoch kaum möglich, ein geeignetes Grundstück zu finden. So wurde vor kurzem die jetzige Moschee, die in diesem Jahr 20 Jahre alt wird, renoviert.

Die Moscheegemeinde zieht nach Tuncays Angaben viele junge Menschen an. Die meisten Mitglieder seien Türken, es kämen jedoch auch immer mehr Araber zu ihnen. „Wir sind multikulti“, ergänzte der Pressesprecher augenzwinkernd. Regelmäßig hat die Moscheegemeinde zudem Gäste, führt etwa Schulklassen durch ihre Räume. Der Weihbischof hörte es mit Wohlwollen. Religion kann nach Schwerdtfegers Überzeugung Integration erleichtern und ein Weg zum Frieden sein. Bei einem Glas Tee und selbstgebackenen Süßigkeiten wurden die Gespräche nach dem Moscheebesuch mit dem Gemeindevorsitzenden Süleyman Sönmez, Imam Feyzullah Senay und weiteren Gemeindemitgliedern noch vertieft.

Der weitere Weg führte den Weihbischof dann zu den älteren Geschwistern der Christen. In der jüdischen Kultusgemeinde Hildesheim wurden Schwerdtfeger und seine Begleiter von der Zweiten Vorsitzenden Natalia Solodovnikova und Landesrabbiner Jonah Sievers begrüßt. Die Gemeinde hat zwar nur rund 30 Mitglieder, ist nach Sievers‘ Worten aber sehr aktiv. Mit bewegenden Worten schilderte die Zweite Vorsitzende das religionsfeindliche Klima, das sie in ihrer Jugend in der Ukraine erlebt hat. „Generationen wurden der Religion zwangsweise entfremdet.“ Erst in der Hildesheimer jüdischen Kultusgemeinde habe sie wieder zum Glauben gefunden. „Ein kleines Wunder“ ist in ihren Augen geschehen. Tatsächlich scheint die Religion nach Sievers‘ Eindruck für viele Juden in Deutschland wieder eine Heimat geworden zu sein.

Dankbar zeigte sich Sievers für die Unterstützung der katholischen Kirche, die der Kultusgemeinde den früheren Gemeindesaal einer katholischen Pfarrgemeinde in der Hildesheimer Nordstadt zur Verfügung gestellt hat. Das Verhältnis zu den Katholiken sei sehr gut, freute sich der Landesrabbiner. Theologische Differenzen mit dem Papst seien eher ein theoretisches Problem. „Wichtig ist tatsächlich, dass wir auf jeden Fall miteinander im Gespräch bleiben“, bekräftigte der Weihbischof.

„Abrahams Runder Tisch“ ist eine Gruppe von Menschen unterschiedlicher Religionen, die nach eigenen Aussagen „unsere Religionen und Traditionen besser kennen- und verstehen lernen“ wollen und zu regelmäßigen interreligiösen Begegnungen einlädt. Sie umfasst Vertreter aus Christentum, Judentum und Islam, sowie Mitglieder der Bahai – die abrahamitischen Religionen.