Uraufführung des Godehard-Oratorium von Johannes Berndt in St. Godehard, Hildesheim

Als musikalischen Schluss- und Höhepunkt des Godehardjahres im Bistum Hildesheim hat die Hildesheimer Kirchengemeinde St. Godehard bei dem jungen Komponisten Johannes Berndt (Jg.98) ein groß besetztes Oratorium über das Leben und Wirken des Hl. Godehard beauftragt. Umständehalber musste die Aufführung um ein Jahr verschoben werden, aber nun konnte das Werk am Todestag des Heiligen, am 5. Mai, von 100 Musikerinnen und Musikern unter der Leitung des Komponisten in der Basilika uraufgeführt werden.

Am Ende des beeindruckenden 90minütigen Werkes herrschte in der Basilika lange eine ergriffene Stille, bevor das Publikum den Musizierenden des Abends mit Standing Ovations dankte. Zu Recht, denn diese Uraufführung hatte alles, was man sich von einem Konzert wünschen kann: Johannes Berndt leitete präzise und mitreisend, das Orchester musizierte hörbar gut aufeinander eingespielt, die Chöre und die Solisten sangen textverständlich und intonationssicher. Selbst das schwierige Zusammen- und Wechselspiel des Orchesters mit der weit entfernten Hauptorgel der Basilika war bei dieser Uraufführung wie selbstverständlich.

Der Komponist Johannes Berndt stammt aus der Kirchengemeinde St. Godehard und begann seine kompositorische Ausbildung schon mit 12 Jahren als Jungstudent an der Musikhochschule Hannover, wo er u.a. bei Prof. Frank Löhr im Master Orchesterleitung studierte. An der Staatsoper Hannover ist er Assistenzdirigent und Korrepetitor des Opernchores. Für seine kompositorische Tätigkeit wurde er mehrfach mit Preisen ausgezeichnet.

Das zweiteilige Godehard-Oratorium ist klassisch angelegt: mit Chören, Chorälen, Arien, aber auch einem Chronisten, der an die Stelle des Evangelisten tritt, ist es formal an den großen Oratorien des Barocks orientiert. Auf Basis eines Librettos des Komponisten (der dazu fachlich vom Hildesheimer Theologen Prof. DDr. Bölling beraten wurde) erzählt es Stationen aus dem Leben des heiligen Bischofs: von der Berufung und seinen damit verbundenen Zweifeln, über ihm zugeschriebene Wundertaten bis hin zu seinem Tod im Jahr 1038. Musikalisch bindet der Komponist neben dem gemischten Chor und einem farbenreich besetzten Orchester zusätzlich auch noch einen Jugendchor, die große Orgel und die Kirchenglocken der Basilika mit ein. In freier, gemäßigt moderner Tonsprache entstand so ein Bild des Lebens, aber auch des theologischen Denkens des Heiligen. Als roter Faden zogen sich die sechs Strophen des Godehard-Liedes (im Gotteslob unter der Nummer 913 zu finden) durch das Oratorium, für das der Komponist eigens eine neue Melodie komponiert hat.

Dr. Stefan Mahr