Ver-rückte Männer am Boden

Stefan Mispagel und Martin Tigges wurden im Hildesheimer Dom zu Diakonen geweiht

Hildesheim (bph) Das Bistum Hildesheim hat zwei neue Diakone. Weihbischof Hans-Georg Koitz weihte am Samstag im Hildesheimer Dom Stefan Mispagel (32) aus Giesen bei Hildesheim und Martin Tigges (34) aus Hannover zu Diakonen. Im kommenden Jahr wollen sie die Priesterweihe empfangen.

In der Weiheliturgie versprachen die beiden Weihekandidaten dem Bischof Ehrfurcht und Gehorsam. Als Diakone wollen sie ehelos leben, Männer des Gebets sein, das Wort Gottes verkünden und den Armen und Kranken beistehen. In einem bewegenden Moment legten sie sich als Zeichen ihrer Hingabe auf den Boden, bevor Bischof Koitz beiden schweigend die Hände auflegte und sie damit zu Diakonen weihte. Danach zogen sie am Altar ihr Diakongewand an. Zahlreiche Priester und Diakone waren zu diesem Weihegottesdienst gekommen, um den neuen Mitbrüdern ihre Verbundenheit zu zeigen.

Beide Männer müssten wohl im positiven Sinne „ver-rückt“ sein, vermutete Weihbischof Hans-Georg Koitz in seiner Predigt. Mispagel und Tigges haben vor ihrem Theologiestudium Wirtschaftswissenschaften studiert und viel versprechende Karrieren in der Wirtschaft aufgegeben, um ihrer Berufung zu folgen. Gott habe sie nun in diesen Dienst ver-rückt, sagte Koitz. Wenn dann „erwachsene Männer am Boden liegen“, wie in der Weiheliturgie, dann ist dies nach Worten des Weihbischofs „Jesu Platzanweisung für das kirchliche Amt“. Wie Jesus seinen Jüngern die Füße wusch, so müssten auch sie als Diakone und später als Priester für die Menschen da sein, gab Koitz den beiden Geweihten mit auf ihren Weg.

Stefan Mispagel ist aus Giesen und hat in Hildesheim Abitur gemacht. Nach der Reifeprüfung machte er eine Ausbildung zum Bankkaufmann. 1998 begann Mispagel das Studium der Wirtschaftswissenschaften an der privaten Universität Witten/Herdecke und schloss dies 2003 mit dem Diplom ab. Im Jahre 2000 arbeitete er ein halbes Jahr in einer Missionsstation südlich von Madras in Indien. Sechs Monate, die ihn sehr beeindruckt und geprägt haben. Dem Wirtschaftsstudium folgte dann bis zum Herbst 2008 das Theologiestudium bei den Jesuiten von St. Georgen bei Frankfurt. Drei Semester seines Studiums verbrachte Mispagel in München. Ab April wird Stefan Mispagel als Diakon ein Jahr lang in der Gemeinde St. Martin in Hannover-Ost arbeiten.

Martin Tigges stammt aus dem Bistum Münster. In Epe bei Enschede an der holländischen Grenze wuchs Tigges als Sohn „katholischer Sauerländer“ auf. Nach dem Abitur 1994 zog es ihn zum Studium der Ökonomie an die Universität Hannover. Bis 1998 studierte Tigges dieses Fach. Es folgten mehrere Jahre praktischer Arbeit im Bereich Marketing. Angestellt war er in dieser Zeit bei zwei Marketingagenturen und einem großen Nahrungsmittelhersteller. 2003 trat Martin Tigges ins Bischöfliche Priesterseminar ein und studierte bis zum Sommer 2008 Theologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule PTH St. Georgen in Frankfurt. Zwei Semester hat Tigges zudem bei den Salesianern in Benediktbeuern studiert. Nach seiner Weihe wird Martin Tigges in der Gemeinde St. Marien in Alfeld als Diakon arbeiten.