Versöhnung mit Schaufel und Bibel

Der "Friedensgrund 2004" führt junge Deutsche und Osteuropäer nach Polen

Hildesheim (bph) Rund 50 deutsche Jugendliche aus dem Bistum Hildesheim und dem Bundesland Mecklenburg-Vorpommern brechen am 30. Juli zum "Friedensgrund 2004" nach Polen auf. Mit dem Hildesheimer Bischof Dr. Josef Homeyer und Gleichaltrigen aus Osteuropa wollen sie bis zum 13. August gemeinsam leben und arbeiten.

Ziel der Reise ist die Kleinstadt Stary Sacz, etwa 100 Kilometer südöstlich von Krakau gelegen. Sie gehört zur katholischen Diözese Tarnów, deren Bischof Wiktor Skworc den "Friedensgrund" in diesem Jahr eingeladen hat. Die insgesamt etwa 180 Jugendlichen werden ihre Zeltstadt an jenem Ort aufschlagen, an dem Papst Johannes Paul II am 16. Juni 1999 die selige Kinga (Kunigunde) heiliggesprochen hat. Damals wurde dort ein großer Holzaltar errichtet, der auch heute noch steht. In dessen Nähe soll nun ein Pilgerzentrum entstehen, an dem die Jugendlichen des Friedensgrundes mitarbeiten wollen. Es werden Fundamente für eine kleine Kapelle ausgehoben und verschiedene Erdarbeiten durchgeführt.

Neben der eigentlichen Arbeit soll in dem zweiwöchigen Jugendcamp die Begegnung der Nationen und Konfessionen im Vordergrund stehen. Die Teilnehmer werden in verschiedene Arbeitsgruppen eingeteilt und die Nationalitäten dabei bewusst gemischt. Mittelpunkt der vielfältigen spirituellen Angebote ist das "Kirchenzelt", in dem täglich in verschiedenen Sprachen ein Morgen- und Abendgebet angeboten wird. Außerdem finden dort Gottesdienste der verschiedenen Religionsgemeinschaften statt. Viele Teilnehmer aus den osteuropäischen Ländern gehören der russisch-, griechisch- oder serbisch-orthodoxen Kirche an. Diese Gruppen bringen ihre eigenen Geistlichen mit. Wann immer möglich wollen sie im Lager zusammen Messe feiern beziehungsweise sich gegenseitig zu den Messen einladen.

Geplant sind auch Ausflüge in die Umgebung. Krakau steht ebenso auf dem Besichtigungsprogramm wie die nahe gelegenen Berge der Beskiden. Besuchen werden die Jugendlichen auch die Gedenkstätte Auschwitz. "Das wird einer der Höhepunkte der Reise," vermutet der Hildesheimer Diözesanjugendseelsorger Martin Tenge, der den diesjährigen Friedensgrund maßgeblich organisiert hat und auch leitet. Gerade unter dem Leitgedanken der Versöhnung gebe es einen großen Bedarf, Geschichte wahrzunehmen.

Logistisch wird das Jugendlager wie auch in den vergangenen Jahren vom Hildesheimer Malteser-Hilfsdienst betreut. In Stary Sacz werden sie ein komplettes Lager samt Schlaf-, Sanitär- und Verpflegungszelten aufschlagen.

Das internationale Jugendprojekt "Friedensgrund" wurde von Bischof Dr. Josef Homeyer ins Leben gerufen. Es wird jeden Sommer durchgeführt und dient der Begegnung zwischen Jugendlichen aus dem Bistum Hildesheim mit Gleichaltrigen aus mittel- und osteuropäischen Ländern. Der "Friedensgrund" soll zur Aussöhnung der Völker beitragen und damit dem Frieden in Europa dienen. Das erste Camp wurde 1990 auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Bergen-Belsen gebaut. Auch in Rumänien, Russland, Tschechien, Belarus und anderen osteuropäischen Ländern haben Jugendliche schon für zwei Wochen zusammen gelebt und gearbeitet.