Vom Berg Zion an den Lappenberg

Die ersten Mönche der neuen benediktinischen Vertretung sind schon in Hildesheim

Hildesheim (bph) Offizieller Neustart benediktinischen mönchischen Lebens in Hildesheim nach 200jähriger Unterbrechung ist der 30. November 2003. Dann werden die Brüder Thomas und Basilius sowie Pater Bernhard Maria um 16 Uhr in einer festlichen Vesper in St. Godehard Hildesheim eingeführt. Doch schon jetzt sind die drei Mönche der Jerusalemer Abtei Hagia Maria Sion in Hildesheim, um die Umbauarbeiten am ehemaligen Pfarrhaus von St. Godehard, ihrem neuen Zuhause, zu überwachen.

"Deutsche Vertretung der Benediktinerabtei Hagia Maria Sion Jerusalem" steht am Eingang des ehemaligen Pfarrhauses von St. Godehard am Lappenberg 12 in Hildesheim. Hinter diesem Titel steht ein interessantes Experiment: Zum ersten Mal in der Geschichte der weltweiten benediktinischen Ordensfamilie gründet ein benediktinisches Kloster eine offizielle Vertretung in einem Land.

Im ehemaligen Pfarrhaus bei St. Godehard werden vermutlich ständig ein bis drei Mönche leben. Platz ist für maximal fünf von ihnen. Bleiben wollen sie jeweils für einige Monat bis zu wenigen Jahren. Sie werden innerhalb Deutschlands viel reisen und sich daher nicht in der Seelsorge der Gemeinde St. Godehard engagieren. Die wird nach dem Weggang von Pfarrer Winfried Henze von Domkapitular Wolfgang Osthaus geleitet. Die Mönche wollen aber regelmäßig Stundengebete im Kapitelsaal von St. Godehard halten, zu denen jedermann eingeladen ist.

Dass sich die Jerusalemer Benediktinerabtei Hagia Maria Sion, vielen bekannt als "Dormitio"-Abtei, gerade Deutschland und dort Hildesheim als Standbein wählte, hat verschiedene Ursachen: Von den etwa 20 Mönchen der Abtei, darunter acht Priester, haben viele deutsche Wurzeln. Zwischen Nordsee und Alpen gibt es zudem viele Unterstützer und Freunde der Abtei auf dem Jerusalemer Zionsberg. Vorrangige Aufgabe der "Vertretung" wird es daher nach Auskunft von Bruder Thomas sein, Kontakt zu den deutschen Freunden zu halten und hierzulande für die soziale und Friedensarbeit der Jerusalemer Abtei zu werben. Nach Hildesheim kamen sie durch persönliche Kontakte zwischen dem deutschen Abt der Abtei, Benedikt Lindemann, und dem Hildesheimer Bischof Dr. Josef Homeyer. Eine wichtige Rolle spielte auch die gute Verkehrsanbindung von Hildesheim – und nicht zuletzt die Geschichte: St. Godehard war bis zur Aufhebung im Jahre 1803 nämlich eine benediktinische Abtei.

Bezogen wird die "Vertretung" zunächst von den Brüdern Thomas, Basilius und Pater Bernhard Maria. Bruder Thomas Geyer (68) wurde in Saarbrücken geboren und studierte Theologie in Trier und München. 27 Jahre wirkte er als Gemeindepfarrer im Bistum Trier und war eineinhalb Jahre lang in Südindien tätig. 1990 trat er in die Jerusalemer Abtei ein.

Jüngster in der Runde ist Bruder Basilius Schiel (28). Geboren in Idar-Oberstein studierte er Theologie in Trier und Erfurt und wechselte nach seinem Examen 2001 nach Jerusalem. Am 6. Januar nächsten Jahres wird er in Jerusalem zum Priester geweiht.

Pater Bernhard Maria Alter (57) ist Ostpreuße und studierte Theologie in Krakau und Kunst in Russland. Er ist der Ikonenmaler der Jerusalemer Abtei, zu der er seit drei Jahren gehört. Zuvor war er mehr als 20 Jahre lang Pfarrer in Bayern.

Die offizielle Einführung findet statt am 30. November um 16 Uhr mit einer feierlichen Vesper in der Basilika St. Godehard, Hildesheim. Neben Bischof Dr. Josef Homeyer wird auch Abt Benedikt Lindemann aus der Jerusalemer Abtei dabei sein und predigen. Es singt der Basilikachor und die Schola Gregoriana des Hildesheimer Doms.