Weihbischof segnet Deutschland

ZDF-Fernsehgottesdienst am 25. Dezember kommt aus dem Hildesheimer Dom

Hildesheim (bph) Welcher Bischof hat nicht gerne 1,3 Millionen Zuhörer? So viele Fernsehzuschauer erwartet das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF), wenn es den Weihnachtsgottesdienst am 25. Dezember um 10.45 Uhr aus dem Hildesheimer Dom überträgt. Übrigens direkt vor dem bekannten „Urbi et Orbi“-Segen des Papstes. Am Montagnachmittag kam eine ZDF-Crew zur Vorbesichtigung des Doms nach Hildesheim.

Das Drehbuch ist längst geschrieben, die Nebenrollen verteilt. Nur die Hauptrolle beim Fernsehgottesdienst wurde anders vergeben als gedacht. „Sie müssen mit mir Vorlieb nehmen“, sagte Weihbischof Hans-Georg Koitz, der zur Zeit das Bistum als Diözesanadministrator leitet, am Montag halb entschuldigend den ZDF-Experten. Als der Weihnachtsgottesdienst aus dem Hildesheimer Dom geplant wurde, sei man sicher gewesen, dann längst einen neuen Bischof zu haben, erklärte Koitz. Inzwischen sei aber klar, dass eine Bischofseinführung in diesem Jahr nicht mehr stattfinden werde. Weihbischof Koitz wird daher den Fernsehgottesdienst selbst zelebrieren, unterstützt von Domkapitular Wolfgang Osthaus.

Dominikanerpater Max Cappabianca von der Katholischen Fernseharbeit findet das nicht schade: „Ich habe gehört, dass der Weihbischof ein ausgezeichneter Prediger ist,“ sagte Pater Max bei der Vorbesichtigung. Außerdem sei der Hildesheimer Dom wieder einmal an der Reihe gewesen. Immerhin wurde der letzte Gottesdienst aus dem Dom 1983 vom Norddeutschen Rundfunk (NDR) übertragen, anlässlich der Weihe des inzwischen emeritierten Bischofs Dr. Josef Homeyer. Der letzte ZDF-Gottesdienst aus dem Dom liegt noch länger zurück.

Dafür, dass der Weihnachtssegen von der Innerste auch wirklich in jede deutsche Wohnstube kommen kann, sorgt ein großes Aufgebot an Fernsehexperten. Neben Pater Max und Rita Döbbe von der ZDF-Redaktion „Kirche und Leben“ kamen am Montag Regisseur Rolf Lauschke, Produktionsleiterin Christina Marowsky und der technische Leiter Eberhard Fillies nach Hildesheim. Dazu Hans Noll als verantwortlicher Kameramann und Beleuchtungsmeister Klaus Esser. Bühnenmeister Franz Bitto hat seinen Laser-Zollstock dabei. Routiniert nimmt er eines der Kapitelle in der Domapsis ins Visier. Als er seinen Laser darauf richtet, verrät die Anzeige: 8,61Meter über dem Boden schwebt das schmucke Stück. Das ist wichtig für die Ausleuchtung der Kirche und wird gleich in einen großen Grundrissplan des Domes eingetragen. Mehr als eine Stunde Zeit nehmen sich die Fernsehleute für die Vorbesichtigung des Doms. Am Ende ist klar: Fünf Kameras werden am 25. Dezember eingesetzt: je eine im rechten und linken Seitengang, eine Kamera samt Kameraturm im Mittelschiff und eine auf der Empore. Den „Gegenschuss“ vom Altar ins Kirchenschiff liefert ein Kameramann rechts hinter dem Altar. 50 bis 70 Scheinwerfer und 40 Mikrofone sorgen für Licht und guten Ton.

Und auch das ist nach der Vorbesichtigung entschieden: Der Chor wird in der Apsis stehen, und zwar alle 90 Sängerinnen und Sänger. Dommusikdirektor Thomas Viezens hat sich gegen die Fernsehleute durchsetzen können, die sich ein übersichtlicheres Bild wünschten. Doch auch die Hildesheimer müssen Kompromisse machen: Entgegen der Tradition wird es in der Domapsis nur zwei statt drei Weihnachtsbäume geben. Doch ansonsten legt das ZDF großen Wert darauf, den Gottesdienst möglichst wenig zu stören: „Sie gestalten den Gottesdienst, wir übertragen nur“, sagt Regisseur Lauschke.

Das aber streng nach Drehbuch. Bis zur Sekunde genau hat Pater Max Cappabianca jeden Teil des Gottesdienstes genau vorgeschrieben. Exakt fünf Minuten hat der Weihbischof für seine Predigt, das Glaubensbekenntnis danach darf nicht länger als eine Minute und 15 Sekunden dauern. Nach 70 Minuten muss der Gottesdienst beendet sein, denn dann schaltet das ZDF von Koitz zu Benedikt XVI. auf den Petersplatz nach Rom.

„Für uns hat ein solcher Fernsehgottesdienst das gleiche Gewicht wie eine Übertragung von ‚Wetten-Dass’ oder vom Petersplatz“, sagt der technische Leiter Eberhard Fillies. Um diese hohe Qualität zu sichern, spart das ZDF nicht an Zeit und Material. Schon am 21. Dezember werden die Fernsehleute den Domhof mit zwei 35-Tonnen-LKW und einem Lastzug samt Anhänger belegen. Darin verbergen sich ein digitaler Übertragungswagen samt Bild- und Tonschnittplätzen, MAZ-Technik und Gerätewagen mit Podesten für den Chor und Lichttechnik.

Die Tage bis zum Gottesdienst vergehen mit Aufbau und verschiedenen Proben. Möglichst wenig wird dem Zufall überlassen. Bei den Ministranten zum Beispiel sind keine Turnschuhe erlaubt. Weiß reflektiert zu stark. Und selbst für den Fall, dass der Gottesdienst zeitlich aus dem Ruder läuft, ist vorgesorgt: „Dann singen wir eben eine Liedstrophe mehr oder weniger“ erklärt Pater Max. Ganz vorne in der Bank werden Redakteure mit der Stoppuhr sitzen und gegebenenfalls diskret Zeichen zum Altar geben.

Dass bei so viel Technik dennoch weihnachtliche Stimmung aufkommt, dafür sorgen nicht zuletzt die Dommusiker: Neben Domchor, Mädchenkantorei und Domsingknaben hat Dommusikdirektor Thomas Viezens Musiker der Radiophilharmonie des NDR und Landeskirchenmusikdirektor Hans-Joachim Rolf als Organisten engagiert. Domkantor Stefan Mahr versieht den Kantorendienst. Gespielt und gesungen werden Stücke aus der Missa solemnis in C-Dur und der „Spatzenmesse“ von Mozart sowie Werke von Johann-Sebastian Bach, Michael Praetorius und Colin Mawby.

Für weihnachtliche Stimmung sorgt ein klein wenig aber auch die Technik: „Wir bringen blaue und orange Farbfilter für die Kameras mit“, verspricht Bühnenmeister Franz Bitto, „Sie werden Ihren Dom im ZDF nicht wiedererkennen...“

Jeden Sonntag überträgt das ZDF einen Gottesdienst, abwechselnd aus einer katholischen und evangelischen Kirche. Di Zuschauerzahlen liegen meist zwischen 800.000 und einer Million, an Feiertagen bis zu 1,3 Millionen. Das entspricht einem durchschnittlichen Marktanteil von 13 Prozent. Seit 1974 war das Bistum Hildesheim 15mal mit einem Gottesdienst vertreten, zuletzt 2001 zwei Mal aus der Dominikanerkirche Albertus Magnus in Braunschweig.

Hinweis:
Fernsehgottesdienst zum 1. Weihnachtsfeiertag aus dem Hildesheimer Dom
unter dem Titel „Weihnachten: unglaublich! unglaublich?“
mit Diözesanadministrator Weihbischof Hans-Georg Koitz
Sonntag, 25. Dezember 2005, 10.45 bis 11.55 Uhr, ZDF
Danach bis 19 Uhr Service-Hotline für Fragen: Tel.-Nr.: 0700 KIRCHETV (0700 54724388)

Weitere Informationen im Internet:
http://www.zdf.fernsehgottesdienst.de