Wichtige Rolle der Kirchen

CDU-Abgeordnete aus Niedersachsen besuchten Bischof Homeyer

Hildesheim (bph) Der Sozialstaat muss umgebaut werden, um ihn zu erhalten. Darin waren sich die niedersächsischen Bundestagsabgeordneten der CDU und der Hildesheimer Bischof Dr. Josef Homeyer bei einem Meinungsaustausch am Montagabend einig. Unterschiedlich bewerten beide Seiten jedoch die "Kopftuch-Frage" bei Lehrerinnen.

Im Mittelpunkt des Gespräches im Hildesheimer Bischofshaus stand das Impulspapier "Das Soziale neu denken" der deutschen katholischen Bischöfe vom letzten Dezember. Bischof Dr. Josef Homeyer hatte federführend daran mitgewirkt. Der Sozialstaat müsse verändert und die Eigenverantwortung des Bürgers wieder gestärkt werden, forderte Homeyer gegenüber den Bundestagsabgeordneten. Es sei nicht Aufgabe des Staates, für eine Vollversorgung zu sorgen, sondern Rahmenbedingungen zu schaffen, damit Bürger sich selbst helfen können. Leider seien die Einzelinteressen verschiedener gesellschaftlicher Gruppen noch immer stark ausgeprägt, bedauerte Homeyer. Er forderte, kurzfristiges Denken zugunsten einer langfristigen Politik aufzugeben, die den kommenden Generationen gerecht werde. "Es fehlt der Blick auf das Ganze". Der Bischof regte einen unabhängigen "Sozial-TÜV" an und erbat sich dafür die Unterstützung der CDU.

Bei den zehn CDU-Bundestagsabgeordneten der Landesgruppe Niedersachsen stieß Homeyer mit diesen Forderungen auf sehr viel Gegenliebe. Die Parlamentarier versprachen dem Bischof ihre grundsätzliche Unterstützung und machten deutlich, wie wichtig die Kirchen in ihren Augen sind. Bei der schmerzhaften Neuorientierung des Gesellschaft komme ihnen eine große Bedeutung zu, so die Bundestagsabgeordneten.

Weniger einig waren sich Bischof und CDU-Abgeordnete in der Frage, ob Lehrerinnen das Tragen eines Kopftuches aus religiösen Gründen untersagt werden sollte. Bischof Homeyer ist persönlich der Ansicht, ein generelles Verbot könne langfristig auch zum Verbot christlicher Symbole in der Öffentlichkeit führen. Er bevorzugt eine Einzelfalllösung. In den Augen mehrerer Abgeordneter dagegen ist das Kopftuch integrationsfeindlich und wird häufig als Druckmittel gegen junge Frauen eingesetzt. In dieser Frage erhoffe sich die CDU eine stärkere Unterstützung der katholischen Kirche, ließen die Abgeordneten den Bischof wissen.

Die zehn Bundestagsabgeordneten der insgesamt 23-köpfigen CDU-Landesgruppe Niedersachsen waren am Montag mit ihrer Geschäftsführerin zu einem Informationsbesuch nach Hildesheim gekommen. Vor dem Treffen mit Bischof Dr. Josef Homeyer hatten sie sich unter anderem den Hildesheimer Dom samt Rosenstock und das Roemer- und Pelizaeus-Museum angesehen.