Ende im Anfang - Anfang im Ende

Ein Beitrag zum Experiment "Meine Heilige Schrift"

Wer selbst Mutter oder Vater ist, weiß: In Vorfreude erwartet man den Tag der Geburt des eigenen Kindes. Was muss das für ein alptraumhafter Schock sein, wenn das eigene Kind verstirbt, noch bevor es den ersten Atemzug tun kann. Ingrid Winter musste dies durchleiden. In ihrer Trauer und Verzweiflung gab ihr ein Bibelvers Kraft und Hoffnung, ein Vers, der ihr „zufiel“ – Gottes Hilfe ganz konkret!


Haltet mich nicht auf, [...] der Herr hat meine Reise gelingen lassen. Lasst mich also zu meinem Herrn zurückkehren!

Genesis 24,56


Im Jahr 2002 bemerkte ich während eines wunderschönen Urlaubs in der Bretagne, dass ich wieder schwanger war. Mein Mann und ich waren seit 1986 verheiratet und hatten vier Kinder im Alter von 15, 12, 8 und 6 Jahren. Nach einer für mich und uns allen sehr glücklichen und unkomplizierten Schwangerschaft begann termingerecht die Geburt am 23.3.2003 mit einem Blasensprung. Alles verlief ganz normal, die Herztöne unseres Kindes waren kräftig und regelmäßig. Da ich zunächst keine Wehen hatte, sollte ich laufen. Als dann nach Stunden die Wehen die nahe Geburt ankündigten und ich am CTG angeschlossen war, waren die Herztöne unseres Kindes einfach nicht zu finden. Unfassbar – bis heute kann ich es nicht verstehen! Unsere Tochter Klara ist tot, bevor sie geboren wurde.

Einige Tage später bekam ich von meiner Hebamme den Losungsspruch des 23.3. aus Gen 24,56: „Haltet mich nicht auf, [...] der Herr hat meine Reise gelingen lassen. Lasst mich also zu meinem Herrn zurückkehren!“

Ja, der Herr hat ihre Reise gelingen lassen, denn sie ist am Termintag geboren. Und wenn sie gerne zum Herrn zurückgehen möchte, wie könnten wir ihr das verwehren? Dort hat sie es so gut!

In der Trauerzeit war uns sofort klar, dass es jetzt darauf ankommt, wie wir das, was wir als Katholiken glauben, leben. Die vielen Besuche, Gespräche, Blumen, Kuchen und Geschenke unserer Freunde und der Gemeinde haben uns sehr geholfen. Manchmal hatte ich das Gefühl, verrückt zu werden. Ich sah mich vor einem Krater stehen wie auf einem Vulkan. Aber immer dann kam mir dieser Bibelspruch in den Sinn und jedes Mal hat er mich davor bewahrt, in diesen Abgrund, den ich fast fühlen und riechen konnte, zu fallen. Ich, mein Mann und unsere Kinder sind gut durch diese Zeit gekommen, wir sprechen oft von Klara und pflegen ihr Grab. Im August 2004 wurde unser sechstes Kind geboren, und Klara ist ihre große Schwester!

Für mich ist es ein Wunder, dass ausgerechnet an diesem Tag so ein Bibelspruch die Losung ist, der uns so eine große Hilfe durch eine extreme Zeit war und immer noch ist. Ich bin Gott unendlich dankbar dafür und hoffe, dass viele Menschen das Besondere verstehen. Gott ist groß und er hilft ganz konkret!

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Name: Ingrid Winter
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