„Nachhaltigkeit braucht einen langen Atem“

Generalvikar Wilk eröffnet neue Phase der Nachhaltigkeitsinitiative im Bistum Hildesheim

Am Montag bot sich auf dem Domhof ein besonderer Anblick: umhäkelte Bäume, ein Schlauchboot, Rollrasen und Pflanzen auf den Pflastersteinen. Dazu bunte Plakate mit aufrüttelnden Botschaften zur Klimakrise. Was war da los?

Der Anlass für die bunte Mahnung: Am Festtag des heiligen Franziskus startete der Nachhaltigkeitsprozess des Bistums Hildesheim in eine neue Phase. Bei einer Kickoff-Veranstaltung in der Dombibliothek gab Generalvikar Martin Wilk den offiziellen Startschuss zu der Initiative. Über die Bistums-Homepage konnten Mitarbeitende und weitere Interessierte die Veranstaltung per Livestream verfolgen.

Schöpfungsverantwortung ernst nehmen

Wie kann das Arbeiten im Bistum nachhaltiger werden? Den Anstoß zu dieser Initiative gab Generalvikar Martin Wilk. „Wir haben als Kirche in den vergangenen Jahrzehnten zu unserer Schöpfungsverantwortung einiges gesagt und getan – aber bisher sicherlich zu wenig systematisch. Das wollen wir ändern.“

Herausforderung mit aller Kraft angehen

Bis Ostern 2022 sollen dafür Konzepte entwickelt werden. Welche Maßnahmen sind sinnvoll, wie können sie implementiert werden? Dafür wurden sechs Handlungsfelder bestimmt: Liturgie und Verkündigung, Bildung, kirchliche Immobilien, Beschaffung und Finanzen, Mitwirkung in Politik und Gesellschaft, Kommunikation und Projektsteuerung. „Ab Mitte 2022 soll es einen klaren Fahrplan für die nächsten Jahre geben“, so Generalvikar Wilk. „Wir werden dann versuchen, ihn mit aller Kraft beherzt umzusetzen.“

Ein Experte rüttelt auf

Einen thematischen Impuls lieferte Prof. Dr. Jürgen Manemann, Direktor des Forschungsinstituts für Philosophie Hannover und Experte auf dem Feld der Umweltphilosophie: „Wo sind wir Christ*innen? Wo ist die Kirche? Der Zustand, den wir geschaffen haben, ist eine Beleidigung Gottes. Nur, wenn wir aktiv werden, können wir Möglichkeiten erkennen und sie ergreifen. Was sollen unsere Kinder noch tun, um uns aus unserer Bequemlichkeit aufzuwecken? Es bleiben noch drei bis zehn Jahre für die große Transformation.“

Eindringliche Appelle

Per Videobotschaft berichtete Friederike Krüger, Lehrerin aus Hannover, davon, was sie bei einem Forschungsaufenthalt in der Arktis erlebte. An Bord des Forschungsschiffs „Polarstern“ konnte sie sich selbst ein Bild von der Situation in der Arktis machen. Sie wies nicht nur auf die Folgen für das Klima hin, sondern auch auf die Gefahr möglicher Rohstoffkriege. „Das Meereis am Pol schmilzt und schmilzt. Es ist Zeit, jetzt zu handeln – egal, wo wir sind: in der Schule, bei der Arbeit, in der Kirche. Wir müssen jetzt handeln! Das sind wir allen schuldig, die nach uns kommen.“

Am stärksten werden die Jüngsten vom Klimawandel betroffen sein. Auch sie kamen deshalb zu Wort. Kinder der 4. Klasse der St. Martinus-Schule in Hildesheim formulierten in kurzen Videos Wünsche für ihre Zukunft im Jahr 2050: eine saubere und lebenswerte Welt.

Das Bistum will einen Beitrag leisten

Generalvikar Wilk nahm die Mahnungen auf. „Die Botschaften der ganz Kleinen haben deutlich gemacht, dass es nicht darum geht, viele Worte zu verlieren. Auch, wenn das eigene Handeln überschaubar bleibt. Wir haben eine große Verantwortung den kommenden Generationen gegenüber. Wir möchten als Bistum Hildesheim unseren kleinen Beitrag dazu leisten.“ Ein Baustein: Das Bistum hat die Einführung des europäischen Umweltmanagementsystems beschlossen.

Bunte Mahnung auf dem Domhof

Die bunte Mahnung auf dem Domhof wird noch eine Weile zu sehen sein. Mitgewirkt daran haben unter anderem acht Frauen aus der Justizvollzugsanstalt in Hildesheim. Sie haben sich spontan bereit erklärt, die Decken zu häkeln, die derzeit als Blickfang mehrere Bäume auf dem Domhof schmücken. Gefängnisseelsorgerin Angelika Röde wird den Frauen anhand von Fotos bei Kaffee und Kuchen ausführlich von dem Projekt berichten.