Wie werden wir Gottesdienste feiern?

„Bei aller Anstrengung zur Normalität zurückzukehren, sollten wir uns gut überlegen, welche Teile der Normalität es wert sind, zu ihnen zurückzukehren“ – mit diesen Worten eröffnet Pfarrer Stefan Lampe eine wichtige Diskussion, die in unserem Bistum ansteht.

Auf der einen Seite schmerzt es, dass wir durch die Ausgangsbeschränkungen keine Gottesdienste in unseren Kirchen feiern konnten. Und es schmerzte besonders zu Ostern, da wir ja mit sehr strengen Vorgaben des Landes Niedersachsen leben mussten.

Auf der anderen Seite haben wir unterschiedliche Formate von Streaming-Gottesdiensten ausprobiert – aber auch das ist oft nicht mehr als ein Versuch, die Tiefe und das Geheimnis unseres Glaubens zu feiern. Und schließlich brachen und brechen auch neue Formen von Gottesdiensten auf, die – so nehmen wir wahr – sehr unterschiedlich gefeiert werden: über Zoomprojekte, Hausgottesdienste, Whatsapp-Communities haben wir viele Möglichkeiten sehr kreativ entwickelt – und von vielen ist zu hören, dass hier auch echte Gottesdienstgemeinschaft entstanden ist.

Und dennoch: wir alle sehnen uns nach Gottesdiensten und Messfeiern, in denen die Gemeinschaft wieder erlebbar und physisch ist, in denen wir in die Atmosphäre eintauchen können – und in denen wir endlich wieder die Eucharistie miteinander feiern dürfen.

Allerdings wird auch dann, wenn solche Messen und Gottesdienste wieder möglich werden, eine starke Reglementierung einschränkend wirken. Der Druck, trotzdem Gottesdienste wie früher zu feiern, wächst. Aber wir sollten – mit Stefan Lampe – ernsthaft fragen, was dieser uns gegebene Rahmen bedeutet – und es wäre gut, darüber gemeinsam intensiv nachzudenken, wie wir uns in dieser neuen Wirklichkeit bleibender Pandemie auf die Feier der Gottesdienste und der Gegenwart Gottes einlassen wollen.

Ich finde die Gedanken von Stefan Lampe wichtig und voranbringend. Wie auch immer sich Gemeinden und Pfarreien entscheiden mögen, wir dürfen und sollen uns an den Gedanken gewöhnen, dass wir die Kultur unseres Kircheseins nicht einfach wieder hochfahren – sondern ernsthaft fragen, wie wir in Zukunft unser Leben als Kirche gestalten wollen. In jedem Fall gilt: die Zukunft unserer Gesellschaft und Kirche wird anders sein – und es gibt sicher kein einfaches und unreflektiertes „weiter-wie-vorher“. Wie unsere Zukunft aussehen wird – auch in den Gottesdiensten – werden wir entdecken, gemeinsam entdecken. Ich lade alle ein, an ihrem Ort mit anderen darüber ins Gespräch zu kommen und – wie die Jünger von Emmaus – die neuen Wege zu entdecken, die Gott schon mit uns geht.

Christian Hennecke