Auf Lehm gebaut

Grabungen an unvollendetem Azelindom in Hildesheim belegen historischen Bericht

Hildesheim (bph) Zwölf Tage lang haben Architekturstudenten der TU Braunschweig im Keller des Bischöflichen Generalvikariates (BGV) in Hildesheim nach den Resten des Dombaus von Bischof Azelin (1044–1054) gegraben. Unter der Leitung von Diözesankonservator Prof. Dr. Karl Bernhard Kruse bestätigten sie eine alte Chronik: der lehmige Boden ließ das Bauprojekt scheitern.

Drei Meter tief ist das Loch in dem etwa 4 Quadratmeter großen Grabungsschnitt direkt unter der Cafeteria des BGV. Dort haben 18 Studenten die Mauern eines Gebäudes freigelegt, dass nie fertig gestellt wurde. Nach dem verheerenden Stadtbrand 1046 hatte Bischof Azelin mit dem Bau eines neuen Domes begonnen, anstatt den alten karolingischen Altfrieddom wieder aufzubauen. Lediglich der Chor im Osten wurde notdürftig für das liturgische Leben des Domkapitels wieder hergerichtet. Der Neubau war nun nach Westen ausgerichtet.

Doch im Jahr 1054 nach dem plötzlichen Tod von Azelin wurden die Arbeiten an dem weit fortgeschrittenen Bau abgebrochen. „Die Mauern stehen in nassem Lehm, so dass die Fundamente auseinandergerissen wurden und es schon während der Bauzeit große Schäden gab“, berichtet Denkmalpfleger Kruse über ein wichtiges Ergebnis der Grabungen. Damit bestätigen sich die Aussagen einer um 1080 verfassten Hildesheimer Bistumschronik, der „Fundatio ecclesiae Hildensemensis“. Der nachfolgende Bischof Hezilo ließ den Dom wieder an alter Stelle errichten und machte aus dem von Azelin erbauten Querhaus und Chorquadrat seinen bischöflichen Wohn- und Verwaltungssitz. Dort befindet sich heute das Bischöfliche Generalvikariat.

Die bauarchäologische Untersuchung ist sowohl eine Lehrgrabung für die Studenten als auch eine Vorbereitung auf die zukünftige Sanierung des Kellerraums. Die Feuchtigkeit der Außenmauern und des Fußbodens machen Trockenlegungsmaßnahmen erforderlich.