Eine lebendige Gottesbeziehung pflegen

Bischof Norbert Trelle weiht am Pfingstsamstag drei Priester für das Bistum Hildesheim

Hildesheim (bph) Drei Priesteramtskandidaten wird der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle am Pfingstsamstag, 3. Juni, um 10 Uhr im Hildesheimer Dom zu Priestern weihen. Am Vorabend, 2. Juni, findet um 20 Uhr eine Eucharistische Anbetungsstunde in der Seminarkirche, Brühl 16, statt.

Nach ihrem Theologiestudium und der Pastoralausbildung im Priesterseminar wurden Roland Baule, Oliver Lellek und Constantin Sendker am 12. März 2005 von Weihbischof Hans-Georg Koitz zu Diakonen geweiht. Dabei versprachen sie dem Bischof den Glauben zu verkünden, ehelos zu leben, zu beten, den Notleidenden beizustehen und Jesus Christus nachzufolgen. Außerdem gelobten sie dem Bischof Ehrfurcht und Gehorsam.

Das vergangene Jahr verbrachten die Priesteramtskandidaten als „Diakonatsjahr“ in unterschiedlichen Gemeinden, wo sie in der Gemeindepastoral tätig waren und die verschiedenen Facetten der Seelsorge kennenlernten.

Die Neupriester des Jahres 2006:

Aus dem katholischen Hildesheimer Stift kommt Roland Baule (29). In der St.-Martinus-Gemeinde von Emmerke hat Baule die „klassische“ Katholikenkarriere durchlaufen, wurde Ministrant und Mitglied im Pfarrgemeinderat, zuletzt als stellvertretender Vorsitzender. Dennoch war nach dem Abitur in Hildesheim und dem Zivildienst in der Sozialstation Groß-Förste zunächst der Religionslehrer erklärtes Berufsziel. Begonnen hat Roland Baule das Studium der Theologie und Germanistik in Münster. Sein Staatsexamen legte er jedoch in Hannover ab. Beim Schulpraktikum spürte der junge Lehramtsanwärter dann: „Da will jemand etwas anderes von mir“. Als er einmal mit seiner Klasse den Schulgottesdienst besuchte, kam ihm der Gedanke: „Ich gehöre eigentlich eher in die Kirche als ins Klassenzimmer.“ Wahrscheinlich habe ihn der Wunsch, Priester zu werden, schon länger beschäftigt, meint Baule heute rückblickend. Es folgten zwei weitere Jahre des Theologiestudiums an der Universität Münster, das Roland Baule im Januar 2005 mit dem Lizentiat abschloss.

Sein Diakonatsjahr hat Roland Baule in Braunschweig-Querum (St. Marien) und St. Martin, Wendhausen, absolviert. Die Arbeit mit den Menschen habe ihm gefallen, sagt Baule, auch wenn er einige erschütternde Begegnungen erlebte. So hat Baule sich unter anderem im Rahmen des Projektes SolWoDi (Solidarity with women in distress), das in Braunschweig von den Vinzentinerinnen getragen wird, für vergewaltigte Frauen und Zwangsprostituierte engagiert. Dass der angehende Priester gut mit Menschen umgehen kann, hat Baule bewiesen: Jahrelang arbeitete der junge Theologe als Krankenpflegehelfer in der Caritas-Sozialstation Groß Förste und hat sich damit einen Teil seines Studiums selbst verdient.

Die Volkswagenstadt Wolfsburg ist Heimat von Oliver Lellek (38), dem Ältesten der Gruppe. Als Ministrant der Gemeinde St. Raphael und gefördert durch einen guten Pfarrer bekam er bald Lust, mehr über Gott und Glauben zu erfahren. So studierte er nach dem Abitur Theologie; zunächst an der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Georgen in Frankfurt und dann in Paris. Sein Examen hat Lellek 1993 in Frankfurt gemacht. Vom Main zog es den diplomierten Theologen an den Neckar, wo er sich fachlich dem Islam zuwandte. In Mannheim und Heidelberg begann er ein Aufbau- und Promotionsstudium der Islamwissenschaften und arbeitete am Lehrstuhl für Systematische Theologie und Religionsgeschichte der Universität Mannheim. Fest verwurzelt in der Mannheimer Pfarrei St. Sebastian wurde er Mitgründer und Vorstandsmitglied der Christlich-Islamischen Gesellschaft Mannheim e.V., die den Dialog mit Muslimen an Deutschlands größter Moschee in Mannheim pflegt. Lellek empfindet es als „spirituelle Bereicherung“, von außen auf den eigenen Glauben zu blicken und will sich auch in Zukunft, falls möglich, mit dem Islam auseinander setzen.

Sein Diakonatsjahr hat Oliver Lellek in der Göttinger Gemeinde St. Paulus absolviert, wo er sich nach eigenen Angaben sehr wohl fühlte. Einen kleinen Schwerpunkt hatte Lellek dort in der Ministrantenarbeit. Außerdem predigte er gerne.

Jüngster im Bunde ist Constantin Sendker (26), geboren in Hamburg-Harburg aber aufgewachsen in Seevetal (Gemeinden St. Altfrid und St. Ansgar). Dort erlebte er als Ministrant und Pfadfinder einen Pfarrer, der ihm durch sein persönliches Leben den Priesterberuf nahe brachte. Warum er Priester werden möchte? „Ich habe immer eine Stimme in meinem Herzen gefühlt“, sagt Sendker freimütig. „Diese Stimme hat mich über Jahre hinweg gerufen. Mal stärker, mal schwächer.“ Jedenfalls stark genug, um den direkten Weg zur Priesterweihe einzuschlagen. Auch Sendker studierte an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in St. Georgen, Frankfurt, und verbrachte zwei Freisemester in Innsbruck. Nach dem Diplom im Frühjahr 2004 war Sendker vier Monate in der Benediktinerabtei Hagia Maria Sion in Jerusalem.

Das Diakonatsjahr hat Constantin Sendker in die Gemeinde St. Maria in Buxtehude sowie St. Michael, Harsefeld, geführt. Die Arbeit mit den Menschen habe ihm Freude gemacht, sagt Sendker. „Es erfüllt mich, wenn ich Menschen Trost geben kann“, hat er erfahren. Mit 26 Jahren ist der zukünftige Priester noch nahe an der Jugend und hatte im Diakonatsjahr auf diesem Gebiet seine Schwerpunkte.

Alle drei haben ihr Diakonatsjahr als Bestätigung ihrer Berufung erfahren. Neu war mitunter, dass sie als Diakone von manchen Gläubigen „automatisch als Teil der kirchlichen Hierarchie“ betrachtet wurden, wie Roland Baule sagt. Wohin der Bischof sie nach der Priesterweihe als Kapläne schicken wird, wissen sie noch nicht, wollen es aber nehmen, wie es kommt. Möglichst abwechslungsreich möge die Arbeit sein, wünscht sich Oliver Lellek, der gerne seine Kenntnisse des Islams mit in die Arbeit integrieren würde.

Besorgt ist Roland Baule über die Zukunft der Pastoral- und Gemeindereferenten im Bistum Hildesheim. Da keine Gemeindereferenten mehr ausgebildet und auch nicht eingestellt werden, stirbt dieser Beruf irgendwann aus, befürchtet Baule. „Das ist nicht ermutigend.“

Wie wollen sich die angehenden Priester davor schützen, irgendwann ausgebrannt zu sein? Selbstaufgabe sei dafür sicher nicht der richtige Weg, meint Constantin Sendker. Viel wichtiger ist ihm die „Hingabe“ an die Menschen, die dem Priester Raum lässt, selbst aufzutanken. „Die Beziehung zu Gott und das Gebet müssen Priorität haben“ bringt es Roland Baule auf den Punkt.