Eine monströse Altlast

Erstes Teilstück des ökumenischen Kreuzwegs 2010 startete an der „Asse“

Hildesheim/Remlingen (bph/kiz) Der Auftakt ist gemacht: Über 170 Menschen versammelten sich am Sonntag, 21. Februar, zum Auftakt des ökumenischen Kreuzwegs zur Bewahrung der Schöpfung vor den Toren des Atommülllagers Asse II bei Remlingen. An fünf Sonntagen der Fastenzeit führt er in mehreren Teilstücken zum Schacht Konrad bei Salzgitter.

Dieser Kreuzweg verbindet damit zwei Stätten, die wie kaum andere für den „verantwortungslosen Umgang mit Atom-Müll stehen“, wie Dietmar Müßig, Leiter der Diözesanstelle Weltkirche im Bistum Hildesheim, vor den Toren des ehemaligen Salzbergwerkes Asse erklärte. Dort lagern 126.000 Fässer mit Atommüll. Das Bundesamt für Strahlenschutz, das seit Januar 2009 das Lager betreibt, will den Atommüll bergen – und möglicherweise in den Schacht Konrad bringen. „Daher gehen wir diesen Kreuzweg, um auch den Anwohnern dort in ihren Ängsten nahe zu sein“, betonte Müßig.

Natürlich sei die Erde „der einzige Planet, den wir haben: Doch unser Umgang mit ihr sieht nicht so aus, als wäre uns das bewusst.“ Boden, Luft und Wasser würden verschmutzt, Wälder abgeholzt, fossile Rohstoffe zur Energiegewinnung verbrannt, Flächen versiegelt: All das trage dazu bei, dass durch den Klimawandel die Lebensgrundlage zerstört werde.

Auch für den Umweltbeauftragten des Bistums Hildesheim, Ansgar Holzknecht, ist Asse II „ein Denkmal von Leichtsinn, Täuschung und Betrug – eine monströse Altlast.“ Dürfe es überhaupt erlaubt sein, eine Energie mit einem solchen Risikopotenzial zu nutzen, fragte Holzknecht?

Das erste Teilstück des Kreuzweges führte in die gut drei Kilometer entfernte Kirche St. Barbara in Wittmar, einem traditionellen Bergarbeiterort. Auf dem Weg trugen Teilnehmer das „Klimakreuz“ aus dem Rheinischen Braunkohlerevier. Drei Meter lang und aus groben Holz gezimmert. Es trägt die Aufschrift „Verheizte Heimat“ und die Namen von Ortschaften, die dem Tagebau weichen müssen. Zu Beginn des Kreuzwegs wurde ein Schild mit der Aufschrift „Asse II“ hinzugefügt. Weitere Schilder werden folgen.

„Wir haben das Kreuz der Entscheidungen und Fehlentscheidungen getragen, die hier in den letzten Jahrzehnten getroffen worden sind“, bekannte der Hildesheimer Generalvikar Dr. Werner Schreer bei der Abschlussandacht in der Barbara-Kirche. Es sei eine „blinde Hoffnung, dass alles, was uns schaden könnte, nur 1000 Meter tief vergraben werden muss“. Schreer beklagte einen „unstillbaren Energiehunger in der westlichen Welt“. Doch sei „Energie der Treibstoff unseres Lebens: Wir brauchen diese Energie – und wissen zugleich, dass wir mit ihrer Gewinnung großen Schaden anrichten.“

Das Teilstück am kommenden Sonntag, 28. Februar, führt innerhalb der Stadt Wolfenbüttel von der Thomas-Kirche (Jahnstraße) und zur St.-Petrus-Kirche (Harztorwall). Treffpunkt ist um 15 Uhr. Die abschließende Andacht gegen 16.30 Uhr wird von Kindern und Jugendlichen aus dem Landkreis gestaltet. Ihr Thema: „Die Erde für folgende Generationen bewahren“.

Weitere Etappen:

7. März: Von der St.-Bernward-Kirche in Salzgitter-Thiede (Pappeldamm) über das Volkswagen-Werk bis zur Petruskirche in Salzgitter-Beddingen (An der Petrikirche). Thema: „Mit den Folgen des Klimawandels umgehen“. Ansprache: Professor Dr. Friedrich Weber, Bischof der evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig.

14. März: Von der St.-Johannes-Kirche in Salzgitter-Lebenstedt (Am Saldergraben) über das Bundesamt für Strahlenschutz zur St.-Michael-Kirche, ebenfalls in Salzgitter-Lebenstedt (Saldersche Straße). Thema: „Die politische Verantwortung neu bedenken“. Ansprache: Professor Dr. Josef Sayer, Hauptgeschäftsführer von Misereor und Sigmar Gabriel, Mitglied des Bundestages und SPD-Parteivorsitzender.

21. März: Von der St.-Joseph-Kirche in Salzgitter-Lebenstedt (Suthwiese) zum Schacht Konrad. Thema: Die Kreuzigung der Schöpfung mit ansehen. Ansprache: Wolfram König, Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz. Beginn jeweils um 15 Uhr.

Der Kreuzweg ist eine Initiative des Bistums Hildesheim in Zusammenarbeit mit katholischen und evangelischen Pfarrgemeinden aus den Regionen Wolfenbüttel und Salzgitter. Beteiligt ist auch das katholische Hilfswerk „Misereor“.