Entschleunigt verkündigen!

Jahresempfang des Hildesheimer Bischofs beschäftigt sich mit kirchlicher Kommunikation

Hildesheim-Marienrode (bph) Kirche muss die modernen Kommunikationsmedien nutzen, aber sie sollte sich dabei nicht dem Diktat der Schnelligkeit beugen, sagte Prof. Dr. Dr. habil. Klaus Müller von der Universität Münster am Dienstagabend auf dem Jahresempfang des Hildesheimer Bischofs Norbert Trelle im Kloster Marienrode.

Kirche hat den Auftrag, das Wort Gottes zu verkünden. Und dazu braucht sie auch die neuen Medien. Daran ließ Theologe und Philosoph Müller in seinem Vortrag „Kleine Technotheologie für die Medienkultur“ in der Klosterkirche Marienrode keinen Zweifel. Doch muss sie sich dazu immer dem Diktat der Medien beugen? Als eines der größten Probleme der modernen Medienwelt hat Klaus Müller die Sucht nach Schnelligkeit ausgemacht, das „Veloziferische“, wie er es nennt – ein Wortspiel aus dem lateinischen Wort für „Schnelligkeit“ und Luzifer. Dagegen müsse man Widerstand leisten, glaubt Müller. Wenn selbst Grundschulkinder nicht mehr normal lernen könnten, weil sie durch Computerspiele und Videoclips abgestumpft seien, müsse erst wieder eine Kultur der Entschleunigung und des Reifens wachsen. Und gerade da sieht Müller eine große Stärke der Kirchen: „Keine Frage, dass gerade die christliche Verkündigung von ihrer Eigenstruktur her für diese Aufgabe besonders qualifiziert ist.“

Bischof Norbert Trelle hatte zum traditionellen Jahresempfang zahlreiche Persönlichkeiten des kirchlichen und öffentlichen Lebens nach Marienrode geladen. Rund 250 Gäste waren am Dienstagabend der Einladung gefolgt, darunter die niedersächsischen Landesminister Bernd Busemann und Elisabeth Heister-Neumann sowie die evangelischen Landesbischöfe Dr. Friedrich Weber (Braunschweig) und Jürgen Johannesdotter (Schaumburg-Lippe). Auch Landesbischöfin Dr. Margot Käßmann aus Hannover kam nach Marienrode, ebenso Vertreter der Ostkirchen, der Jüdischen Gemeinde und islamische Würdenträger.

Text "Kleine Technotheologie für die Medienkultur"