Glaubwürdige und authentische Schilderungen

Bischöflicher Beauftragter für sexuellen Missbrauch im Bistum Hildesheim legt Bericht vor

Hildesheim (bph) 71 Personen haben sich zwischen Februar und Mitte Juni beim Bistum Hildesheim gemeldet und 37 Fälle sexuellen Missbrauchs Minderjähriger durch Geistliche im Bistum Hildesheim beschrieben. Das geht aus einem Bericht hervor, den der Bischöfliche Beauftragte für Fälle sexuellen Missbrauchs Minderjähriger durch Geistliche im Bistum Hildesheim, Domkapitular Heinz-Günter Bongartz, jetzt vorgelegt hat.

Drei Diözesanpriester vergingen sich seit 1995 sexuell an Minderjährigen. In der Folge wurden strafrechtliche und kirchenrechtliche Verfahren durchgeführt. Zwischen 1940 und 1995 haben sich 21 Diözesanpriester vermutlich schuldig gemacht. 17 dieser Priester sind namentlich bekannt, aber verstorben. In einem Fall ist der Beschuldigte im hohen Alter, der Fall aber verjährt. Drei weitere beschuldigte Priester können namentlich nicht mehr ausgemacht werden. Da die jeweiligen Fälle sich aber auf die 50er Jahre beziehen, sind die mutmaßlichen Täter wahrscheinlich verstorben und die Fälle verjährt.

Hinzu kommen vier Ordenspriester, die im Verdacht des sexuellen Missbrauchs stehen. In diesen Fällen hat sich das Bistum mit den jeweiligen Orden in Verbindung gesetzt und dafür gesorgt, dass Kontakte mit den Opfern zustande kamen.

Die meisten Missbrauchsvergehen fanden in den 50er bis 70er Jahren statt, schreibt der Bischöfliche Beauftragte in seinem Bericht. In einigen Fällen seien sie von „unvorstellbarer Intensität“ gewesen und hätten teilweise über mehrere Jahre angedauert. „Alle Opfer, mit denen wir Kontakt gehabt haben, waren für uns glaubwürdig und in ihren Berichten authentisch“, berichtet Bongartz. Den Opfern hat das Bistum therapeutische Begleitung angeboten, die in drei Fällen auch angenommen wurde.

Domkapitular Bongartz bedauert, dass die Personalakten der Täter in früheren Missbrauchsfällen oft „undurchsichtig“ sind. Alle Missbrauchsvergehen wurden jedoch seit Februar genau dokumentiert und in die jeweiligen Personalakten eingetragen. Das Bistum wird die gesamte Dokumentation einem unabhängigen Juristen zur Einsicht und Beurteilung übergeben.

Ende Januar 2010 waren Fälle sexuellen Missbrauchs am Berliner Canisius-Kolleg bekannt geworden. Einer der beschuldigten Priester, Pater Peter R., wirkte von 1982 bis 2003 mit Unterbrechungen im Bistum Hildesheim. Bischof Norbert Trelle wandte sich daher in den Sonntagsgottesdiensten vom 7. Februar mit einem „Wort des Bischofs“ an die Pfarrgemeinden, äußerte „Scham und Empörung“ und drückte den Opfern sein „tief empfundenes Mitgefühl“ aus. Zugleich versprach der Bischof, für Aufklärung zu sorgen und bat weitere Geschädigte, sich zu melden. Seitdem hat Bischof Trelle bei verschiedenen Gelegenheiten immer wieder sein Entsetzen über die begangenen Taten geäußert und Opfern Unterstützung zugesagt.

Der vollständige Bericht des Bischöflichen Beauftragten im Internet