„Großer Moment der Freude“

Bischof Norbert Trelle gratuliert Liberaler Jüdischer Gemeinde Hannover zu neuer Synagoge

Hannover (bph) Aus einer ausgedienten evangelischen Kirche wird das größte liberale jüdische Gemeindezentrum in Deutschland: Der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle überbrachte bei der Einweihungsfeier am Sonntagnachmittag seine Glückwünsche.

„Das jüdische Leben in Hannover und Umgebung wächst. Das ist für uns alle Grund, froh und dankbar zu sein“, freute sich Trelle über die neue Synagoge „Etz Chaim“ (Baum des Lebens). In anderthalbjähriger Arbeit war für 3,2 Millionen Euro aus der früheren Gustav-Adolf-Kirche das neue Gotteshaus entstanden. Nach 14 Jahren waren der jüdischen Gemeinde mit rund 600 Mitgliedern die alten Räume in einem Bürohaus zu eng geworden. Trelle erinnerte in seinem Grußwort daran, wie positiv sich das Verhältnis von Katholiken und Juden seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil, das auf den Tag genau vor 50 Jahren ins Leben gerufen wurde, entwickelt habe.

Zahlreiche Gäste aus dem In- und Ausland waren zur feierlichen Eröffnungszeremonie gekommen, darunter der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff, der Gesandte der israelischen Botschaft Ilan Mor, die Präsidentin des Zentralrates der Juden in Deutschland Charlotte Knobloch und die evangelische Landesbischöfin Margot Käßmann. Der Oberbürgermeister von Hannover, Stephan Weil, wies darauf hin, dass 1945 nur noch 20 Juden in der Landeshauptstadt lebten, heute würden sich sich dort über 5000 Menschen zum jüdischen Glauben bekennen. Knobloch lobte, dass in Hannover die angestrebte Rückkehr der Juden in die Mitte der Gesellschaft schon gelungen sei.

„Dieses Gemeindezentrum soll als erstes seiner Art in Deutschland ein Ort der Aufklärung und des Dialogs zwischen Menschen unterschiedlicher Religion und Herkunft sein“, wünscht sich die Vorsitzende der Gemeinde, Ingrid Wettberg. Die angeschlossene Bibliothek für Judaistik und jüdisches Schrifttum wird öffentlich zugänglich sein. Eine bereits bestehende Kindertagesstätte im Untergeschoss bietet 25 Kindern Platz.

Mit der Einweihung wurde auch der neue Rabbiner Gabor Lengyel eingeführt, der bisher schon ehrenamtlich tätig war. Die Liberale Jüdische Gemeinde Hannover setzt sich aus 14 unterschiedlichen Nationen zusammen, darunter drei Viertel Einwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion. Sie hatte sich 1995 von der orthodox ausgerichteten Jüdischen Gemeinde Hannover abgespalten, vor allem wegen dort praktizierten Trennung von Männern und Frauen im Gottesdienst.