Gut weg gekommen

Domkapitular Adolf Pohner diskutierte beim Hildesheimer Dekanatspastoralrat die Kategorisierung von Kirchen

Hildesheim (bph) „Gut weg gekommen“ bei der Kategorisierung von Kirchen ist das Dekanat Hildesheim nach Ansicht von Domkapitular Adolf Pohner, Leiter der Hauptabteilung Pastoral, aber auch nach Ansicht mancher Betroffener. Bei der Sitzung des Dekanatspastoralrates stellte Pohner am Dienstagabend im Gemeindehaus von St. Elisabeth, Hildesheim, die Pläne des Bistums persönlich vor.

Gemäß der „vorläufigen Verwaltungsvorlage“ des Bistums Hildesheim soll keine der 22 Kirchen des Dekanates Hildesheim geschlossen werden. Allerdings sieht die Planung vor, dass St. Bernward in der Innenstadt und St. Nikolaus in Barienrode voraussichtlich ab 2009 keine Zuschüsse vom Bistum mehr bekommen und daher von den jeweiligen Gemeinden finanziell selbst getragen werden müssen. Mit diesen Zahlen steht das Dekanat deutlich besser da als andere Dekanate, wo mehrere Kirchen zur Profanierung, also zur Schließung als Kirche anstehen. Dennoch war die Betroffenheit bei der Sitzung des Dekanatspastoralrates deutlich zu spüren. Pfarrer Franz Leenders von der Kirche St. Bernward etwa machte klar, dass seine Gemeinde die Kirche nicht alleine tragen könne. Vertreter aus St. Joseph, dessen Erhaltung laut Plan mittelfristig geprüft werden soll, äußerten ebenfalls Bedenken: Falls ihre Kirche geschlossen werde, könne man älteren Menschen den längeren Weg zur Kirche Liebfrauen nicht zumuten, so war zu hören. Außerdem werde kein Gläubiger in St. Joseph Geld geben für die Liebfrauengemeinde.

Pohner und sein Mitarbeiter Martin Wrasmann konnten diesen Bedenken mit guten Argumenten entgegen treten: Das Bistum habe in den vergangenen 20 Jahren 100.000 Gläubige verloren. Das sei mehr als das gesamte Stift Hildesheim Katholiken habe, so der beklemmende Vergleich von Pohner. Außerdem werden die Kirchensteuereinnahmen in wenigen Jahren wieder sinken. Das habe ein Gutachten ergeben. In Hildesheim kommt es nun nach Wrasmanns Worten darauf an, die einzelnen Kirchen zu profilieren und damit möglicherweise auch wieder mehr Menschen zu erreichen. Als Beispiel nannte er den „Sozialen Mittagstisch“ bei der Kirche „Guter Hirt“. Überhaupt müsse sich Kirche in Zukunft überlegen, wie man neu auf Menschen zugehen könne. Der Befürchtung, viele ältere Menschen könnten keine längeren Wege zu den Kirchen verkraften, hielt Wrasmann entgegen. „Viele Menschen kommen überhaupt nicht mehr aus dem Haus und vereinsamen“, so der Referent, „da müssen wir uns überlegen, wie wir zu diesen Menschen kommen.“

Neben Bedenken war bei den Dekanatspastoralräten aber auch viel grundsätzliche Zustimmung zu spüren. Einige Vertreter sprachen sich klar dafür aus, die Seelsorge in größeren Räumen zu organisieren. Dann müsse man auch die Zusammenarbeit mit den Dekanaten des Landkreises verstärken, war zu hören.

Das Bistum Hildesheim hat am 18. Januar eine „vorläufige Verwaltungsvorlage“ zur Kategorisierung aller Kirchen vorgelegt. 80 der 438 Kirchen sollen demnach ab 2009 geschlossen werden, 86 weitere Kirchen erhalten dann keine Zuschüsse mehr vom Bistum. 197 Kirchen sind für die Seelsorge als unentbehrlich eingestuft und werden erhalten. Bei 56 Kirchen will das Bistum mittelfristig prüfen, ob sie für die Seelsorge unbedingt nötig sind. Diese Verwaltungsvorlage wird nun in den 18 Dekanaten des Bistums beraten. Bis zum 1. Oktober sollen die Dekanatspastoralräte ihre Stellungnahmen vorlegen.