Integration ohne Assimilation

Bischof Trelle besucht Sinti-Siedlung in Hildesheim

Hildesheim (bph) „Wir müssen den Sinti ihre eigene Art und Besonderheit lassen, aber ihnen auch die Eingliederung in die Gesellschaft ermöglichen“, forderte Bischof Norbert Trelle bei seinem Besuch am Mittwochmittag auf der Münchewiese in Hildesheim. Die dort lebenden Sinti-Familien hatten das Bistumsoberhaupt auf ihren Platz eingeladen.

Im September letzten Jahres waren sie beim Bischof zu Gast, jetzt kam Norbert Trelle zum ersten Mal zu den Sinti nach Hause. 32 Familien leben in Norden Hildesheims in einer kleinen Siedlung von mehreren Häusern. Sie sind vorwiegend katholischen Glaubens und werden seelsorgerisch von Pfarrer Wolfgang Patzelt und Diakon Wilfried Otto betreut. Auf dem Programm standen der Besuch einer Kindertagesstätte und eines Gemeinschaftshauses, beide betrieben vom Caritasverband Hildesheim.

„Unser Haus ist eigentlich mehr ein Familienzentrum als eine Kindertagesstätte“, sagte John Coughlan, Geschäftsführer der Caritas für Stadt und Landkreis Hildesheim. 30 Kinder werden in zwei Gruppen betreut, in denen die Altersstufen wie in einer Familie gemischt sind. Die meisten Eltern der Kinder sind Sinti, der Rest ist libanesischer Herkunft. Errichtet wurde der Kindergarten bereits in den 70er Jahren, kurz nach Siedlungsgründung.

„Mer zikrales“ lautet der Name eines Projektes im Gemeinschaftshaus. In der Sprache der Roma und Sinti, dem Romanes, bedeutet das: „Wir zeigen es“. Seit Januar 2007 arbeiten hier in Kooperation mit dem Jobcenter 15 Sinti zwischen 18 und 25 Jahren. „Wir wollen den Jugendlichen helfen, Struktur in ihren Alltag zu bringen“, berichtet Projekt-Leiterin Sabine Jensen. Zum Arbeitslosengeld II können sie sich mit handwerklichen und hauswirtschaftlichen Tätigkeiten 1,50 Euro pro Stunde hinzuverdienen. Zur Zeit renovieren sie ein Haus in der Siedlung, um so zukünftig eine räumliche Trennung von handwerklicher und hauswirtschaftlicher Arbeit zu ermöglichen.

Bischof Trelle, in der deutschen Bischofskonferenz Beauftragter für die Sintiseelsorge, betonte den beispielhaften Familienzusammenhalt bei den Sinti. „Der Kontakt zur umgebenden Gesellschaft ist aber auch sehr wichtig, um der Gefahr einer Ghettobildung und Stigmatisierung entgegenzuwirken“, fügte er hinzu und vereinbarte gleich den nächsten Besuchstermin: Im August will er mit den Sinti auf deren Platz einen Open-Air-Gottesdienst feiern.