Jede Zeit ist Gottes Zeit

Erfurter Bischof Wanke fordert kreativen Umgang mit gesellschaftlichen Herausforderungen

Hannover (bph) Gegen Mutlosigkeit und Pessimismus hat sich der Erfurter Bischof Dr. Joachim Wanke gewandt. Beim 19. ökumenischen Studientag "...wieder salzig machen..." am Donnerstagnachmittag im Ökumenischen Kirchencentrum Hannover-Mühlenberg zeigte er interessante Wege auf, wie Kirche sich kirchlich nicht gebundenen Menschen öffnen kann.

"Jede Zeit ist dem Evangelium gleich nah oder gleich fern" stellte der Erfurter Oberhirte gleich zu Beginn seines Referates fest und markierte damit die Richtung seiner Gedanken: Die Gesellschaft, der Zeitgeist sei heute keineswegs schlechter als früher, doch das Umfeld habe sich geändert und damit die Kirchen vor neue Herausforderungen gestellt.

Das könne durchaus positiv sein, so Wanke, der auch Vorsitzender der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz ist. Als Beispiele kreativen Umgangs der katholischen Kirche mit einer nicht-christlichen Öffentlichkeit nannte er den Segnungsgottesdienst für Paare am Valentinstag, der in Erfurt sehr gut angenommen worden sei. Auch ein "Gottesdienst für Trauernde" – für Angehörige anonymer Bestattungen – finde Zuspruch. "Das sind keine großen Scharen", bekannte der Erfurter Bischof, "aber ein kleiner Kreis von Betern, die regelmäßig wieder kommen." Der schützende Raum einer Kirche sei für diese Menschen wohl der geeignete Ort, um Angehörige zu trauern, deren Grab sie nicht kennen. Offensichtlich, so Wanke weiter, erfülle die Kirche mit solchen niederschwelligen Angeboten ein latentes geistliches Bedürfnis der Menschen.

Jugendweihe – für Wanke eine Herausforderung, dem ehemals nicht-christlichen Ritual kreativ zu begegnen. Im Erfurter Bistum bietet man jungen Ungetauften Alternativfeiern an, bei denen ein Pfarrer ganz unaufdringlich den Segen über die Jugendlichen spricht. Bei all diesen Bemühungen dürfe die Bedeutung des Sakramentes nicht verdunkelt werden, stellte Wanke unmissverständlich klar. Aber man müsse den Menschen, gerade auch den religiös Nichtgebundenen, mit einer offenen Sympathie entgegentreten. "Jeder Mensch ist offen für Gotteserfahrungen", so das Fazit des Erfurter Bischofs.