Maria war eine von uns

Rund um den Höherberg laufen die Vorbereitungen für das zehnte Jubiläum der Lichterprozession am 15. August - Mehr als 2.500 Teilnehmer und Bischof Norbert Trelle werden erwartet

Gilbert Hauptstock aus Bremen wird Urlaub nehmen, um dabei sein zu können. Irmtraud Wüstefeld aus Mingerode sammelt Heilkräuter für Hunderte von Sträußen. Und Werner Grobecker aus Gieboldehausen legt die weißen Fliegen und Handschuhe bereit für die Männer, die in diesem Jahr die Ehre haben, die Madonna zu tragen. Am 15. August, zum Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel, verwandelt sich der Höherberg bei Wollbrandshausen im Untereichsfeld wieder in ein Lichtermeer. Mehr als 2.500 Menschen werden erwartet, um bei Einbruch der Dunkelheit mit Lichtern in der Hand die Kapelle zu umrunden und die Gottesmutter und die vierzehn Nothelfer um ihren Beistand zu bitten. Bischof Norbert Trelle wird den Gottesdienst zum zehnten Jubiläum der Wallfahrt mit ihnen feiern.

„Das ist jedes Mal ein Gänsehaut-Feeling, da öffnet sich der Himmel“, beschreibt Pfarrer Matthias Kaminski. Er hat die Wallfahrt vor zehn Jahren ins Leben gerufen – auch, um das Marienfest im August wieder neu ins Bewusstsein zu rufen. „Maria war eine von uns“, erklärt er. „Christus hat sie zu sich in den Himmel genommen. Das ist die Zukunft, die uns alle erwartet.“ Um 19.30 Uhr beginnt der Gottesdienst, bei dem die Kräutersträuße gesegnet werden. „Dieses Fest hat mit der Schöpfung zu tun“, sagt der Wallfahrtspfarrer. „Alles blüht auf dem Berg und man erlebt die ganze Fülle der Schöpfung.“

Die Tradition der Kräutersträuße hat Irmtraud Wüstefeld eher aus Versehen ins Leben gerufen. Einigen Kranken wollte die engagierte Katholikin mit der Krankenkommunion einen gesegneten Heilkräuterstrauß bringen. Doch die Gottesdienst-Teilnehmer rissen sich um die duftenden Gebinde. Seitdem spannt Irmtraud Wüstefeld ihren Chor, ihre Enkelkinder und viele andere helfende Hände ein, um ausreichend Sträuße vorzubereiten. „Ich bin in der Nachkriegszeit aufgewachsen, da haben wir viel mit Kräutern gemacht“, erzählt sie. Auf ihren Spaziergängen mit dem Hund entdeckt sie wild wachsende Kräuter und notiert sich die Fundstellen. Wilder Oregano, Johanniskraut, Pfefferminze und Schafgarbe dürfen in ihren Kräutersträußen nicht fehlen. „Viele hängen den Strauß auf den Dachboden, damit Gott das Haus beschützt, oder in den Stall“, erklärt sie. Im Osterfeuer werden die Sträuße im nächsten Jahr verbrannt.

Die Lichterprozession ist auch über das Untereichsfeld hinaus kein Geheimtipp mehr: 60 Pilger aus Osnabrück werden erwartet, ein Chor von der Mosel und zahlreiche Busse aus dem Obereichsfeld. Gilbert Hauptstock aus Bremen fährt jedes Jahr gleich mehrmals auf den Höherberg.“Bei uns im Norden kennt man das gar nicht, in der Natur Gottesdienst zu feiern“, sagt er. „Ich war in Lourdes und in Tschenstochau, aber hier ist man irgendwie näher dran. Der Höherberg hat mich in seiner Schlichtheit noch mehr beeindruckt.“ Inzwischen wird er im Eichsfeld schon auf der Straße angesprochen: „Sie waren doch auch auf dem Höherberg dabei….“ „Die Eichsfelder sind sehr offen“, erlebt er: „Da sind schon viele persönliche Kontakte entstanden.“