Vorrang für das Kindeswohl

Bischof Norbert Trelle setzt sich beim Katholikentag für Flüchtlinge ein

Saarbrücken (bph) Das Kindeswohl muss Vorrang vor dem Ausländerrecht haben. Diese Auffassung vertrat der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle am Samstagnachmittag bei einer Podiumsdiskussion mit dem bayrischen Innenminister Dr. Günther Beckstein im Rahmen des Katholikentages in Saarbrücken.

Trelle bezog sich dabei insbesondere auf das Problem der minderjährigen Flüchtlinge, die ohne Begleitung in Deutschland ankommen. Solche Kinder und Jugendliche in Abschiebehaft zu bringen, sei „weder kindgerecht noch menschenwürdig“, so Trelle, der auch Mitglied der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) ist.

Deutlich wandte sich der Hildesheimer Bischof bei der Podiumsdiskussion unter dem Titel „Fremde darfst Du nicht bedrücken“ auch gegen die Ausgrenzung illegaler Flüchtlinge. Man dürfe sie in Bezug auf Versorgung und Ausbildung nicht rechtlos stellen, ebenso wenig jene Menschen bestrafen, die sich um illegale Flüchtlinge bemühen, sagte der Bischof in Saarbrücken.

Außerdem forderte Trelle erneut eine großzügige Bleiberechtsregelung, um langjährig geduldete und integrierte Flüchtlinge nicht zu entwurzeln. Härtefallkommissionen der Bundesländer können nach Ansicht des Bischofs eine solche Bleiberechtsregelung nicht ersetzen.

Beim bayrischen Innenminister Beckstein fielen die Worte des Bischofs nur auf halb offene Ohren. Deutschland tue mehr für Flüchtlinge als viele andere Länder, sagte der bayrische Staatsminister. Beckstein sieht nach eigenem Bekunden den hohen Einsatz der Kirchen für Flüchtlinge, forderte aber einen noch höheren finanziellen Einsatz der Bistümer und Landeskirchen für solche Menschen. Ein Ansinnen, das Trelle vehement zurückwies. „Kirche kann nicht regresspflichtig gemacht werden, wenn sie ihrer Anwaltspflicht für Benachteiligte nachkommt“, stellte der Hildesheimer Bischof klar.

Der 96. Deutsche Katholikentag findet vom 24. bis 28. Mai 2006 in Saarbrücken statt. Er steht unter dem Leitwort „Gerechtigkeit vor Gottes Angesicht“. Angemeldet haben sich rund 26.000 Dauerteilnehmer. Insgesamt werden 40.000 Gäste aus 53 Ländern erwartet. Etwa 91 Prozent der Teilnehmer sind katholisch. Die zahlreichen evangelischen Besucher unterstreichen den zunehmend ökumenischen Charakter des Katholikentreffens.

Das Bistum Hildesheim präsentiert sich gemeinsam mit dem Erzbistum Hamburg sowie den Diözesen Münster und Osnabrück mit einem Gemeinschaftsstand auf dem Messegelände in Halle 1. Auch der Dialog-Verlag Münster sowie die Darlehenskasse Münster (DKM) sind auf dem 250 Quadratmeter großen Stand präsent.